Mit der Etappe von Bern nach Villars-Sur-Ollon gilt es für die Anwärter auf den Gesamtsieg erstmals so richtig ernst. Die beste Ausgangslage vor den vier Teilstücken in den Alpen hat Tom Dumoulin.
Nach seinem Triumph am Giro d’Italia sei er vor allem mental müde, liess Dumoulin vor dem Start zur Tour de Suisse verlauten. Den Start an der Schweizer Rundfahrt abzusagen kam für den 26-jährigen Niederländer aber dennoch nicht in Frage. «Ferien habe ich erst Ende Juni geplant», so Dumoulin.
In den ersten Tagen der Tour de Suisse vermochte Dumoulin jedenfalls zu überzeugen. In der Gesamtwertung liegt er bereits auf Platz 2, nur zehn Sekunden hinter seinem führenden Teamkollegen Michael Matthews. Matthews ist kein Bergspezialist. Wie Stefan Küng ist der Australier nur ein Leader auf Zeit. Der Etappensieger von Bern dürfte bereits heute Dienstag sein Gelbes Trikot wieder abgeben müssen.
Dumoulin startet also aus der Pole-Position in die erste, gut 150 Kilometer lange Bergetappe, die zuerst über den Col des Mosses und danach hinauf nach Villars-sur-Ollon führt. 10 km lang ist der Schlussaufstieg, mit einer Maximalsteigung von 10,6 Prozent im unteren Bereich. Doch wer kann Dumoulin am Dienstag und in den Tagen danach ernsthaft herausfordern?
Sturz des Vorjahressiegers
Der Vorjahressieger Miguel Angel Lopez aus Kolumbien stürzte am Montag, sein Rückstand von 1:01 Minuten auf Dumoulin liegt aber noch im Rahmen. Besser im Rennen liegen Rui Costa (18./0:19 hinter Dumoulin) und Simon Spilak (29./0:27), die Sieger der Jahre davor. Auch der Vorjahreszweite Ion Izagirre aus Spanien und der Italiener Damiano Caruso vom ambitionierten Team BMC liegen dicht hinter Dumoulin.
Andere Anwärter auf den Gesamtsieg mussten dagegen bereits Federn lassen. Carusos Teamkollege Tejay van Garderen, der kurzfristig ins Aufgebot von BMC rutschte, verlor am Sonntag in Cham zum Beispiel dreieinhalb Minuten auf die Spitze. Und der ehemalige IAM-Fahrer Jarlinson Pantano büsste in der 2. Etappe gar mehr als 20 Minuten ein. Der Kolumbianer («Die Tour de Suisse war mein grösstes Ziel in diesem Jahr») kämpfte mit Magenproblemen.
Reichenbach mit Magen-Darm-Grippe
Mathias Frank und Sébastien Reichenbach, die beiden Schweizer Anwärter auf einen Spitzenrang, liegen unterschiedlich im Rennen. Während Frank bisher 20 Sekunden auf Dumoulin einbüsste und damit weiter alle Chancen hat, sah sich Reichenbach vorentscheidend distanziert.
Auch der Walliser war geschwächt durch eine Magen-Darm-Grippe, die ihn seit der Nacht auf Montag plagt. Er erreichte das Ziel in Bern mit einem Rückstand von achteinhalb Minuten. Die Position des Leaders bei seinem Team FDJ dürfte nun sein Landsmann Steve Morabito (17./29 Sekunden zurück) einnehmen.