Mehrere dutzend Menschen sind am Samstag aus der seit fast zwei Wochen zwischen Islamisten und Armee umkämpften philippinischen Stadt Marawi geflohen. Der ehemalige Vize-Gouverneur Norodin Alonto Lucman berichtete, er habe 71 Christen auf seinem Anwesen versteckt.
Als die Vorräte zu Neige gegangen seien, habe er die Menschen unter dem Beschuss islamistischer Heckenschützen aus der Stadt geführt, viele Menschen hätten sich ihnen auf dem zwei Kilometer langen Weg angeschlossen.
Während Lucman nach eigenen Angaben insgesamt 144 Menschen aus der 200’000-Einwohner-Stadt brachte, flohen aus einem anderen Viertel 23 christliche Lehrer mit 15 Begleitern. Zunächst hätten sie sich zuhause verbarrikadiert, aber nach zwei Versuchen sei es den Islamisten gelungen, die Türen aufzubrechen, berichtete die 27-jährige Lehrerin Jerona Sedrome.
Die Gruppe habe sich aber in einem Tunnel unter dem Haus verstecken können, bevor sie sich dann am Samstag endgültig in Sicherheit bringen konnte.
Hunderte Bewaffnete, die sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekennen, waren am 23. Mai in die Stadt auf der südlichen Insel Mindanao eingefallen. Ihr Ziel sei es, ein südostasiatisches Kalifat zu errichten, sagte Verteidigungsminister Delfin Lorenzana am Samstag bei einem Truppenbesuch. Derzeit hielten noch bis zu 250 Kämpfer strategisch wichtige Gebäude im Stadtzentrum besetzt.
Bislang seien 120 islamistische Kämpfer getötet worden, sagte Lorenzana. Noch rund 2000 Bewohner der Stadt sollen nach Behördenangaben vermutlich ohne Zugang zu Wasser und Lebensmitteln eingeschlossen sein. Demnach wurden seit Beginn der Kämpfe mit den Regierungstruppen bislang 38 Soldaten und 19 Zivilisten getötet.
Kriegsrecht verhängt
Angesichts der Kämpfe in Marawi hatte Präsident Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über die gesamte Region Mindanao verhängt. Auf den Philippinen kämpfen muslimische Aufständische seit vier Jahrzehnten gegen die Regierung des mehrheitlich katholischen Landes. Mehr als 120’000 Menschen wurden bei diesen Konflikten getötet.
In der Region Mindanao, die aus der gleichnamigen grossen Insel und weiteren kleineren Inseln besteht, verüben Mitglieder islamistischer Gruppen in ihrem Kampf für Unabhängigkeit oder Autonomie immer wieder Anschläge oder Überfälle.