Bei Anschlägen auf christliche Kirchen und anschliessenden Vergeltungsaktionen gegen Muslime im Norden Nigerias sind nach Angaben der Behörden dutzende Menschen getötet worden. Über 120 Menschen sollen verletzt worden sein.
Sowohl der Sprecher des nigerianischen Katastrophenschutzes, Yushau Shuaib, wie auch Augenzeugen berichteten von dutzenden Toten, ohne präzisere Angaben machen zu können.
Die koordinierten Angriffe auf die Goodnews Church und die Christ the King Catholic Church ereigneten sich in der nordwestlichen Stadt Zaria. Sie wurden von Selbstmordattentätern ausgeführt.
Zu den Anschlägen bekannte sich niemand. Die militante Islamisten-Sekte Boko Haram hatte in der Vergangenheit ähnliche Angriffe verübt.
In Nigeria kämpft Boko Haram für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes und verübt regelmässig Anschläge auf Polizei, Behörden und Kirchen. Seit Mitte 2009 starben durch Anschläge von Boko Haram mehr als 1000 Menschen.
Vergeltung junger Christen
Als Reaktion auf die Anschläge gegen die zwei Kirchen griffen in der etwas südlich gelegenen Stadt Kaduna jugendliche Christen anschliessend Muslime mit Stöcken und Messern an. Sie liessen auch eine Moschee in Flammen aufgehen.
Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre, um die prekäre Sicherheitslage unter Kontrolle zu bringen. Es seien Strassenbarrikaden errichtet worden, sagte der Augenzeuge Nicholas Audu der Nachrichtenagentur dpa.
Er fügte hinzu: „Wir haben es satt, jeden Sonntag gibt es ein Blutbad. Jetzt haben wir entschieden, zurückzuschlagen: Blut für Blut, Feuer für Feuer.“
Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan verurteilte die Gewalt und rief dazu auf, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.
Nigeria ist mit mehr als 160 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Der Anteil von Christen und Muslimen ist weitgehend ausgeglichen, allerdings gibt es regionale Unterschiede: Der Islam dominiert den Norden, das Christentum den Süden. Die wichtigsten Ölfelder von Afrikas grösstem Produzenten befinden sich im Süden des Landes.