Bei erneuten Krawallen in der nordirischen Hauptstadt Belfast sind am Freitagabend 56 Polizisten verletzt worden. Die Beamten seien mit Steinen, Flaschen und anderen Wurfgeschossen attackiert worden, teilte die Polizei mit.
Zudem seien zwei Zivilisten verletzt und mehrere Autos in Brand gesetzt worden. Die Ausschreitungen ereigneten sich am Rande einer Demonstration katholischer Republikaner, als mehrere Hundert Protestanten versuchten, den Protestzug zu blockieren.
Vier Polizisten mussten den Angaben zufolge im Spital behandelt werden. Zuvor hatte die Polizei von 26 Verletzten und fünf Klinikaufenthalten gesprochen.
Sieben Demonstranten wurden festgenommen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein und feuerte Gummigeschosse ab, um die Randalierer zu vertreiben.
Es sei mit weiteren Festnahmen zu rechnen, sagte der nordirische Polizeichef Matt Baggott. Er bezeichnete die Vorfälle als «unsinnige Anarchie» und warf den Randalierern «reine Brutalität» vor. «Diese Personen hatten nie die Absicht, friedlich aufzumarschieren. Ihnen mangelt es an Respekt, auch sich selbst gegenüber, und an Würde», sagte Baggott.
Erinnerung an umstrittenen Erlass
Die Republikaner wollten mit dem Umzug des Jahrestags gedenken, an dem 1971 den britischen Behörden das Recht erteilt worden war, Verdächtige ohne Anklage zu inhaftieren. Dies war eine der umstrittensten Massnahmen während des jahrzehntelangen Konflikts zwischen katholischen Republikanern und pro-britischen Protestanten.
Etwa 2000 Menschen wurden damals ohne Prozess eingesperrt, die meisten von ihnen waren Republikaner. Die Anordnung wurde bis 1975 umgesetzt.
Bereits am Donnerstag wurden bei Ausschreitungen in Belfast acht Polizisten verletzt und eben so viele Demonstranten festgenommen. Im Juli hatte es mehrere Nächte hintereinander Krawalle radikaler Protestanten gegeben. Dabei wurden dutzende Polizisten verletzt.
Nordirland war drei Jahrzehnte lang Schauplatz blutiger Unruhen und Anschläge. Etwa 3500 Menschen wurden in dem Konflikt getötet. 1998 wurde ein Friedensvertrag abgeschlossen, der eine Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken vorsieht, doch kommt es immer noch gelegentlich zu Gewalt zwischen den rivalisierenden Gruppen.