Bei Luftangriffen auf Rebellenviertel in der nordsyrischen Stadt Aleppo sind am Sonntag nach Angaben von Aktivisten dutzende Menschen getötet worden.
Laut dem oppositionellen Pressezentrum in Aleppo setzte die Luftwaffe äusserst zerstörerische, mit dem Sprengstoff TNT gefüllte Bomben ein.
In den Stadtteilen Hanano, Ahmadijeh und Haidarijeh seien mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Zahl werde vermutlich steigen, da viele Menschen lebensgefährlich verletzt seien oder vermisst würden.
Die einst blühende Wirtschaftsmetropole Aleppo wurde durch den Bürgerkrieg bereits schwer zerstört. Seit Sommer 2012 ist die Stadt zwischen Regierung und Rebellen geteilt.
Vor einer Woche startete die Armee Angriffe auf Rebellenviertel, seither wurden hunderte Menschen getötet. Die Spitäler seien «voll von Verletzten», teilte das Aleppo Media Centre, ein Netzwerk von Bürgerjournalisten, mit. Der Angriff in Hanano sei besonders tödlich gewesen.
Auch aus anderen Orten in der Provinz Aleppo wurden Luftangriffe gemeldet. Aktivisten der Generalkommission der syrischen Revolution berichteten von «Panik und Massenflucht». Unter den Opfern seien auch Rettungskräfte, die während der Versorgung von Verwundeten getötet wurden.
Schulen bleiben geschlossen
Der oppositionelle Provinzrat von Aleppo kündigte an, wegen der anhaltenden Angriffe die Schulen in den von Rebellen gehaltenen Gebieten «für mindestens eine Woche» zu schliessen. Bei den Angriffen vom Sonntag seien zwei Schulen getroffen worden, fügte der Provinzrat hinzu.
Das Journalistennetzwerk Schahba Press veröffentlichte Aufnahmen, in denen ein Kind in einer schwer beschädigten Schule sagt, der Angriff sei während des Unterrichts erfolgt.
Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, erklärte, die Regierung von Syriens Präsident Baschar al-Assad versuche, «die Menschen in den von der Opposition kontrollierten Gebieten gegen die Rebellen aufzubringen». «Sie tötet und zwingt Menschen zur Flucht, um dieses Ziel zu erreichen.»
Bei einem Bombenanschlag in einem schiitischen Dorf in der zentralen Provinz Homs wurden laut staatlichen Medien acht Menschen getötet, darunter sechs Schulkinder. Die Beobachtungsstelle gab die Zahl der Toten mit mindestens zwölf an.
Humanitäre Hilfe kommt nicht an
Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wurden durch die Kämpfe in Syrien seit dem Beginn des Konflikts im März 2011 mindestens eine halbe Million Menschen verletzt. Millionen Syrer seien auf der Flucht und zehntausende ihrer Freiheiten beraubt, sagte der IKRK-Delegationschef in Syrien, Magne Barth.
Trotz «äusserster Not» komme bei vielen Menschen die humanitäre Hilfe nicht an, sagte Barth. Lebensmittel und andere Güter des Grundbedarfs neigten sich «gefährlich» dem Ende zu, besonders in den umkämpften Gebieten. Verletzte erhielten häufig nicht die notwendige Versorgung.
Das IKRK rief die syrische Regierung und die Rebellen erneut auf, die Versorgung der notleidenden Bevölkerung mit Hilfsgütern zu gewährleisten.