Bei einem erneuten Bootsunglück im Mittelmeer sind dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. Die italienische Marine barg nach eigenen Angaben vom Freitagabend 45 Tote. 135 Menschen seien von dem sinkenden Schiff gerettet worden.
Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an. Das überladene Fischerboot war nach Angaben der italienischen Küstenwache mit mehr als 300 Insassen vor der libyschen Küste verunglückt.
Die Küstenwache, die die Rettungseinsätze in dem Seegebiet koordiniert, hatte zuvor die Schiffe in der Gegend aufgerufen, 350 Menschen im Meer zur Hilfe zu kommen.
Es ist bereits das dritte schwere Bootsunglück in drei Tagen. Am Mittwoch war ein überladenes Fischerboot gekentert. Rund 560 Menschen konnten gerettet werden, doch berichteten Überlebende anschliessend, dass rund 100 weitere Menschen im Rumpf eingeschlossen gewesen seien. Am Donnerstag sank ein weiteres Boot vor der libyschen Küste, bis zu 30 Menschen verloren dabei ihr Leben.
«Drei Schiffe an drei Tagen, das ist sehr beunruhigend», sagte eine Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Carlotta Sami. Es kämen zunehmend «Fischerboote in sehr schlechtem Zustand» an. Ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration, Flavio Giacomo, sagte, derzeit kämen fast so viele Menschen täglich in Italien an wie im vergangenen Jahr auf den griechischen Inseln.
Viele wagen Überfahrt
Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit besonders viele Menschen die Überfahrt von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa. Seit Montag wurden mehr als 12’000 Flüchtlinge vor der libyschen Küste gerettet. Am Freitag wurden 15 weitere Boote in Seenot gemeldet. Seit Beginn des Jahres kamen laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR fast 38’000 Menschen nach Italien.
Im vergangenen Jahr waren viele Flüchtlinge in der EU angekommen, indem sie von der türkischen Küste aus auf die nahe gelegenen griechischen Inseln übersetzten. Aufgrund eines Abkommens zwischen der EU und der Türkei ist dieser Weg jedoch schwieriger geworden: Die Türkei muss nach dieser Vereinbarung alle auf irregulärem Weg nach Griechenland eingereisten Migranten zurücknehmen.
Zudem schlossen die Länder auf der sogenannten Balkanroute ihre Grenzen, so dass für die in Griechenland angekommenen Flüchtlinge eine Weiterreise nach Nordeuropa auf dem Landweg unmöglich wurde.