Im eiskalten Wasser vor der Halbinsel Kamtschatka sind mindestens 55 Besatzungsmitglieder eines Fischereischiffs ertrunken. 63 Seeleute seien beim Untergang des Schiffs gerettet worden, teilten Helfer im äussersten Osten Russlands am Donnerstag Agenturen zufolge mit.
14 Seeleute wurden demnach noch vermisst. Die Rettungsaktion mit rund 1400 Beteiligten ging auch nach Einbruch der Dunkelheit im Ochotskischen Meer weiter. Wahrscheinlich sei das Schiff mit einem Gegenstand zusammengestossen, sagte Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde im 7000 Kilometer entfernten Moskau, möglicherweise mit Treibeis. Auch menschliches Versagen ist nicht ausgeschlossen.
Die Behörde leitete eine Untersuchung ein. Ein Mitarbeiter des Zivilschutzes sagte Berichten zufolge, der Fischtrawler sei beim Einholen eines rund 80 Tonnen schweren Schleppnetzes gekentert. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe es Seegang gegeben.
Kapitän unter den Toten
Der 26 Jahre alte Trawler «Dalnij Wostok» (Ferner Osten) war in der Nacht gut 300 Kilometer vom Festland entfernt mit 132 Menschen an Bord gesunken. Auf dem über 100 Meter langen Schiff waren 78 Russen und 54 Seeleute aus Myanmar, der Ukraine, dem Baltikum und vom Inselstaat Vanuatu im Südpazifik.
Innerhalb von 15 Minuten lief der Rumpf Berichten zufolge voll Wasser. Einen Notruf setzte die Crew nicht ab. Der Kapitän war den Angaben zufolge unter den Toten.
Das 5700-Tonnen-Schiff diente der industriellen Hochseefischerei. Es ist mit Gefrierkammern ausgestattet und kann monatelang auf Fang ausfahren, ohne einen Hafen ansteuern zu müssen. Zur Unglücksfahrt war es am 3. Januar vom Hafen Wladiwostok ausgelaufen.
26 Rettungsschiffe im Einsatz
Präsident Wladimir Putin sei über die Rettungsaktion informiert worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. An der Bergung der Seeleute beteiligten sich dem Zivilschutz zufolge 26 Schiffe, die sich in der Nacht zum Donnerstag in der Nähe aufhielten.
Die Behörden in der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski schickten einen Helikopter mit Ärzten zur Versorgung der Geretteten. Einige von ihnen wurden zunächst auf ein anderes Schiff gebracht und sollten mit einem Helikopter aufs Festland geflogen werden. Wegen starken Windes musste der Rettungseinsatz zunächst aber verschoben werden.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel äusserte sich bestürzt über den Untergang des Fischereischiffes. «Ich möchte Ihnen hierzu mein aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken», schrieb sie am Donnerstag in einem Kondolenz-Schreiben an Putin. «Bitte übermitteln Sie meine Anteilnahme auch den unmittelbar betroffenen Personen und den Angehörigen der Opfer.»