Bei gewaltsamen Zusammenstössen am Rande des Gedenkens an den Militärputsch gegen Chiles sozialistischen Präsidenten Salvador Allende vor 40 Jahren sind dutzende Menschen verletzt worden.
264 Demonstranten seien in der Nacht zum Donnerstag in der Hauptstadt Santiago de Chile festgenommen worden, teilte das Innenministerium mit. Nach Angaben der Polizei wurden 42 Beamte verletzt, sechs von ihnen hätten durch Schüsse und Säureangriffe schwere Verletzungen erlitten.
Der Polizeichef der Hauptstadtregion sei mit einem Brandsatz attackiert worden und habe eine Gehirnerschütterung erlitten. Zur Zahl der verletzten Demonstranten machten die Behörden keine Angaben.
Drei Linienbusse und sieben weitere Fahrzeuge seien in Brand gesetzt worden, sagte Innenminister Andrés Chadwick. Auch in den Städten Valparaíso und Concepción kam es zu Ausschreitungen.
Bereits in der Nacht zuvor hatten Demonstranten in der Hauptstadt und ihrer Umgebung unter anderem Autos und Barrikaden in Brand gesetzt. Mindestens 68 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen. Um Ausschreitungen zu verhindern, waren 8000 zusätzliche Polizisten nach Santiago entsandt worden.
Tausende Mord- und Folteropfer
Der demokratisch gewählte Allende war am 11. September 1973 beim Angriff der Putschisten auf den Präsidentenpalast ums Leben gekommen. General Augusto Pinochet übernahm daraufhin die Macht, löste das Parlament auf und verbot die Arbeit politischer Parteien und Gewerkschaften.
Die Militärdiktatur war für mehr als 3200 Morde und rund 38’000 Fälle von Folter verantwortlich. Zahlreiche Menschen werden noch immer vermisst. Zu den Opfern gehörten linke Arbeiter ebenso wie kritische Intellektuelle und unbequeme Journalisten. Zehntausende Menschen wurden ins Exil getrieben.
Bei Gedenkveranstaltungen forderten in den vergangenen Tagen sowohl Chiles rechtskonservativer Staatschef Sebastián Piñera als auch die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachelet eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen während der Militärdiktatur der Jahre 1973 bis 1990.