Vor dem Hintergrund einer noch laufenden Geiselnahme hat es in der Nacht zum Donnerstag in der armenischen Hauptstadt Eriwan heftige Zusammenstösse zwischen der Polizei und Anhängern der Opposition gegeben. Dabei wurden dutzende Menschen verletzt.
Die Polizei nahm zahlreiche Demonstranten fest, nachdem diese Beamte vor dem Ort der Geiselnahme mit Steinen beworfen hatten. Bewaffnete Männer hatten am Sonntagmorgen mehrere Polizisten als Geiseln genommen, um die Freilassung des Oppositionsführers Dschirair Sefiljan zu erzwingen.
Rund 2000 Demonstranten errichteten in der Nacht vor dem Polizeigebäude im Viertel Eribun Barrikaden. In dem Gebäude wurden weiterhin vier Polizisten festgehalten.
Unter den Geiseln sind der Vizechef der armenischen Polizei und der Vizechef der Polizei in Eriwan. Die Polizei löste schliesslich die Proteste unter dem Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas auf. 51 Menschen, darunter 25 Polizisten wurden laut dem Gesundheitsministerium verletzt.
Der Vorsitzende der moderaten Oppositionspartei Bürgerliche Vereinbarung, Nikol Paschinjan, sagte, auch 15 Politiker seiner Partei seien festgenommen worden. Die Demonstranten hatten gefordert, die Polizei solle Paschinjan erlauben, Nahrungsmittel zu den Geiselnehmern zu bringen.
Die Geiselnehmer fordern den Rücktritt von Präsident Sersch Sarkissjan und die Freilassung von Sefiljan, der seit Juni wegen Waffenbesitzes in Haft sitzt. Sefiljan und sechs seiner Anhänger, die ebenfalls festgenommen wurden, wird vorgeworfen, die Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant zu haben.
Bereits mehrfach inhaftiert
Sefiljan war bereits 2006 einmal festgenommen worden, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz aufgerufen hatte. Nach anderthalb Jahren kam er wieder frei. 2015 wurde er erneut unter Umsturzverdacht vorübergehend inhaftiert.
Sefiljan hatte in den 80er Jahren im libanesischen Bürgerkrieg an der Verteidigung des armenischen Viertels von Beirut teilgenommen. In den 90er Jahren kämpfte er auf Seiten in der mehrheitlich armenischen Region Berg-Karabach für die Abspaltung von Aserbaidschan.