Für die rasche Ausbreitung des Ebola-Virus hat WHO-Chefin Margaret Chan Schwächen in den Gesundheitssystemen von Guinea, Liberia und Sierra Leone verantwortlich gemacht. Im Kampf gegen das Virus warnte sie am Mittwoch zudem vor falschem Optimismus.
Ebola verbreitet sich laut der WHO-Chefin Margaret Chan in Westafrika noch immer schneller, als es bekämpft werden könne. Das Risiko für die Welt bleibe bestehen, solange die Epidemie andauere, sagte Chan dem Nachrichtensender BBC. Die Lage in den am schlimmsten betroffenen Ländern habe sich aber verbessert, betonte sie.
Es gebe Fortschritte in Liberia, vor allem in der Region, wo Ebola im Dezember 2013 ausgebrochen war. Und auch in Guinea und Sierra Leone sei die Epidemie weniger schlimm als noch vor einigen Monaten. «Aber wir sehen immer noch eine grosse Zahl an Fällen.»
Die Helfer müssten dem Virus nachjagen. Die WHO und die internationale Gemeinschaft hätten nicht rasch genug auf den Ebola-Ausbruch reagiert, gab die WHO-Generaldirektorin zu. «Wir haben nicht gesehen, was sich vor unseren Augen entwickelt hat.»
Gesundheitssysteme stärken
Eine entscheidende Rolle hätten dabei Schwächen in den Gesundheitssystemen von Sierra Leone, Guinea und Liberia gespielt, erklärte Chan. Die drei betroffenen Länder hätten bloss einen oder zwei Ärzte auf hunderttausend Einwohner und kaum Praxisräume in den ländlichen Gebieten. Die Spitäler verfügten oft weder über Strom noch über fliessend Wasser und hätten zu wenig Ambulanzen, sagte Chan.
Nach dem Auftreten des ersten Ebola-Todesfalls am 28. Dezember 2013 in Guinea habe sich das Virus während drei Monaten auf verschiedensten nicht nachweisbaren Wegen ausbreiten können und im Februar die Hauptstadt Conakry erreicht. Als die Regierung Guineas im März dann erstmals vor dem Virus gewarnt habe, sei dieses bereits «tief in Guinea verwurzelt» gewesen.
Innovative Lösungen nötig
«So etwas geschieht bloss, wenn kein funktionierendes Gesundheitssystem vorhanden ist», unterstrich Chan und rief dazu auf, kurz- und langfristige innovative Lösungen zu finden. Diese müssten eine Stärkung der medizinischen Grundversorgung und das Engagement von lokalen Gemeinwesen beinhalten.
Dies sagte sie bei der Eröffnung eines zweitägigen Ministertreffens in Genf zum Thema, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank organisiert wird.
Nach Angaben der WHO sind in Sierra Leone, Guinea und Liberia inzwischen rund 17’800 Infektionen registriert worden. Die Zahl der Toten ist auf mehr als 6300 gestiegen.