Die sich in Liberia besonders rasant ausbreitende Ebola-Epidemie bedroht nach den Worten von Verteidigungsminister Brownie Samukai die Existenz des Landes. Die Krankheit breite sich wie ein Waldbrand aus, der alles in seinen Weg vernichte.
Das sagte der Minister am Dienstag vor dem UNO-Sicherheitsrat in New York. Liberia ist am schwersten von der Epidemie betroffen, die in mehreren Staaten Westafrikas grassiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet dort Tausende Neuinfektionen in den kommenden Wochen. Die Zahl der Infizierten steige «exponentiell» an, warnte die WHO in Genf und forderte eine deutliche Aufstockung der Hilfe.
Die Hilfen für Liberia müssten um das Drei- bis Vierfache aufgestockt werden, erklärte die WHO am Dienstag. So verfüge das Land etwa nicht über genügend Spitalbetten, weshalb Erkrankte zu Hause blieben und weitere Menschen ansteckten.
In Liberias Hauptstadt Monrovia irrten ganze Familien in Taxis umher, «auf der Suche nach einem Spitalbett». Es gebe aber keine. «Unsere Mitarbeiter in Liberia bestätigen, dass es im ganzen Land keine freien Betten für die Ebola-Behandlung gibt.»
Insgesamt sind an der Ebola-Epidemie in Westafrika bereits mehr als 2000 Menschen gestorben, knapp 4000 haben sich infiziert. Die am stärksten von der Krankheit betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone zählen zu den ärmsten Staaten der Welt und haben nur unzureichende Gesundheitssysteme.
In Liberia gibt es lediglich einen Arzt für rund 100’000 Patienten. Zugleich infizieren sich immer mehr medizinische Helfer selbst – laut WHO bislang 152, von denen 79 starben. «Jede Infektion, jeder Tod eines Arztes oder einer Krankenschwester verringert die Reaktionsfähigkeit deutlich», warnte die Weltgesundheitsorganisation.
Gefährliche Arbeit am Krankenbett
Auch in Sierra Leone infizierte sich erneut ein für die WHO tätiger Arzt mit Ebola. Sein Gesundheitszustand sei stabil, teilte die WHO mit. Der Mann, dessen Nationalität zunächst nicht bekanntgegeben wurde, werde in Kürze ausser Landes gebracht.
Ein an Ebola erkrankter US-Amerikaner ist am Dienstag in eine Spezialklinik in Atlanta im Bundesstaat Georgia gebracht worden. Der Mann war zuvor mit einem Spezialflugzeug aus Westafrika nach Amerika geflogen worden.
Er soll auf derselben Isolierstation behandelt werden, auf der schon zwei andere Mediziner aus den USA betreut worden waren. Sie waren zwei Wochen später entlassen worden. Ein weiterer an der tödlichen Krankheit leidender US-Amerikaner wird im Bundesstaat Nebraska betreut.
Internationale Hilfe
Die EU unterstützt die Afrikanische Union (AU) in ihrem Kampf gegen Ebola mit fünf Millionen Euro. Das Geld soll einer neuen AU-Mission zur Eindämmung der Epidemie zugute kommen, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. Zwei Millionen Euro davon gehörten zu einem schon vergangene Woche angekündigten Paket von Hilfszahlungen für Afrika.
Das Pentagon in Washington kündigte die Entsendung eines Feldlazaretts mit 25 Betten nach Liberia an, Grossbritannien die Einrichtung eines medizinischen Zentrums in Sierra Leone, das mit 62 Betten ausgestattet werden soll. Zwölf der Betten seien für medizinische Helfer gedacht.
Militärischer Schutz kontraproduktiv
Bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie wäre nach Auffassung des Infektionsforschers Maximilian Gertler von Ärzte ohne Grenzen militärisches Schutzpersonal kontraproduktiv. Zwar begrüsste der Experte die von US-Präsident Barack Obama angekündigte Errichtung weiterer Isolierstationen im ARD-«Morgenmagazin».
Doch: «Gesundheitseinrichtungen militärisch zu schützen, da sehen wir überhaupt keinen Bedarf.» Es sei zu befürchten, dass dies Ängste in der Bevölkerung schüren könnte. «Das muss man dringend verhindern», sagte Gertler weiter.