Economiesuisse hat entschieden, den Kurzfilm von Regisseur Michael Steiner gegen die Abzocker-Initiative nicht auszustrahlen. Der Wirtschaftsdachverband befürchtet, der Film könnte falsch verstanden werden.
Das Video könnte im Rahmen eines direktdemokratischen Prozesses «als Drohung und als unnötige Provokation» missverstanden werden, schreibt Economiesuisse in einer Mitteilung vom Mittwoch. Deshalb werde darauf verzichtet, den Film zu zeigen – sowohl während als auch nach der Kampagne. Der Regisseur sei mit dem Vorgehen einverstanden.
Der Film mit dem Namen «Grounding 2026» sorgte in den letzten Tagen für Aufregung. Economiesuisse hatte Steiner beauftragt, in einem dreiminütigen Video den Schaden zu thematisieren, der aus Sicht des Wirtschaftsdachverbands durch ein Ja zur Abzocker-Initiative entstünde.
Polarisierend mit ironischem Unterton
In den letzten Tagen sickerte durch, dass der Film mögliche Folgen stark überzeichnet. In einem Interview auf Tagesanzeiger.ch/Newsnet äusserte sich der Regisseur dazu. Es sei zwar richtig, dass der Film auf überspitzte Weise die Schweiz am Abgrund zeige, sagte er. Doch viele der kolportierten Details stimmten nicht.
So werde etwa die Kapellbrücke in Luzern nicht abgebrannt, sondern von der Bevölkerung auseinandergenommen, weil diese das Holz zum Heizen brauche. Bei der zerstörten Stadt im Film handle es sich ferner nicht um Basel, sondern um Zürich. Die «Röstimauer» sei «offensichtlich ein Witz und keine Aufforderung zur Sezession».
Das Ziel sei es gewesen, etwas Polarisierendes zu schaffen, erklärte Steiner, ein «Worst-Case-Szenario mit ironischem Unterton». Der Film sollte zeigen, welche maximalen Folgen ein Eingriff in die Wirtschaft haben könnte. Die übertriebene Darstellung sollte die Grundlage für eine Diskussion über die Fakten liefern.
Kampagnenleitung fand Film gut
«Solche Videos verbreiten sich nicht im Netz, wenn sie brav daherkommen», gab der Regisseur zu bedenken. Ausserdem sei es kaum möglich, in einem dreiminütigen Werbespot den Unterschied zwischen der Abzocker-Initiative und dem Gegenvorschlag aufzuzeigen. Die Kampagnenleiterin bei Economiesuisse habe den Film gut gefunden. Seines Wissens sei auch die Führung von Economiesuisse hinter der Idee gestanden, einen polarisierenden Film zu drehen.
Was «hinter den Kulissen» besprochen werde, wisse er jedoch nicht, räumte Steiner in dem am Montag veröffentlichten Interview ein. Vielleicht habe die Medienberichterstattung die Führung von Economiesuisse abgeschreckt. Wenn der Wirtschaftsdachverband das Gefühl habe, den Abstimmungskampf auch ohne dieses Mittel zu gewinnen, sei das für ihn in Ordnung. Zu den Kosten sagte der Regisseur, diese lägen «klar unter 300’000 Franken».
Economiesuisse lehnt die Abzocker-Initiative ab. In der Mitteilung vom Mittwoch bekräftigt der Verband, dass er sich für den indirekten Gegenvorschlag einsetze. Dieser bekämpfe Lohnexzesse schneller, ohne die Schweiz international ins Abseits zu stellen.