Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse will die Unabhängigkeit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nach der Affäre um Philipp Hildebrand unbedingt verteidigen. Der Rücktritt des SNB-Präsidenten am vergangenen Montag war aus Sicht der Unternehmensvereinigung nicht mehr aufzuhalten.
„Die Glaubwürdigkeit der Notenbankführung ist ohne Zweifel das zentrale Gut. Von daher liess sich der Rücktritt allen Verdiensten zum Trotz im Interesse der Stabilität und Reputation der SNB nicht mehr vermeiden“, sagte Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer am Donnerstag vor den Medien in Zürich.
Bührer, der auch SNB-Bankrat ist, äusserte sich nach dem Präsidenten Hansueli Raggenbass als erstes Mitglied des SNB-Aufsichtsgremiums öffentlich zur Affäre. Er habe am Freitag von neuen Details zum Email-Verkehr zwischen der Familie Hildebrand und ihrem privaten Bankberater im Rahmen von Devisengeschäften im August erfahren, sagte Bührer. Laut Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf sah Bankratspräsident Raggenbass die Emails bereits am Donnerstag.
Rasche Suche nach Nachfolger
Der Bankrat habe rasch über diese neuen Informationen beraten. Die Veröffentlichung von neuen Details zu privaten Dollarkäufen und -verkäufen über das Konto von Philipp Hildebrand im Laufe des Jahres 2011 hat der SNB-Präsident Anfang der Woche als zentralen Grund für seinen abrupten Rücktritt angeführt.
Bührer bekundete sein Vertrauen in das aktuelle SNB-Direktorium mit Interims-Präsident Thomas Jordan. „Wir haben keine Befürchtungen, dass etwas in der Kurssetzung in der Geld- und Währungspolitik in Gefahr ist“, sagte Bührer. Ein Nachfolger für Hildebrand müsse professionell gesucht werden. Eveline Widmer-Schlumpf hatte angedeutet, dass die Suche bis April oder Mai dauern könnte. Laut Bührer muss dies aber schneller geschehen.
Der Ruf der SNB habe durch die Affäre Hildebrand Schaden genommen, sagte der Economiesuisse-Präsident. Die Solidität der SNB werde international aber nicht in Zweifel gezogen, ist sich Bührer sicher.