Vor dem Hintergrund der Affäre um den früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat Ecuador das Zollabkommen mit den USA aufgekündigt. Ecuador verzichte «unilateral und unwiderruflich auf Zollvergünstigungen».
Ecuador verzichte «unilateral und unwiderruflich auf Zollvergünstigungen», hiess es in einer Erklärung, die der ecuadorianische Informationsminister Fernando Alvarado am Donnerstag in Quito verlas. Der einflussreiche US-Senator Robert Menendez hatte zuvor mit der Streichung von Handelserleichterungen gedroht, sollte Ecuador dem Amerikaner Snowden Asyl gewähren.
Der 30-Jährige hält sich nach russischen Angaben noch immer im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf. Die ecuadorianische Regierung hat nach eigenen Angaben einen Asylantrag Snowdens noch nicht bearbeitet, weil er sich nicht auf dem Territorium des Landes aufhält.
Das Abkommen mit den USA gewährte Ecuador Zollerleichterungen als Gegenleistung für eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Drogenhandels. Im Rahmen des Abkommens lieferte Ecuador im vergangenen Jahr Öl im Wert von 5,4 Milliarden Dollar in die USA. Ecuador könnte für sein Rohöl zwar andere Abnehmer finden. Seine Blumenindustrie mit mehr als 100’000 Beschäftigten dürfte aber leiden.
Snowden beschrieb Schweiz als teuer und Schweizer als Rassisten
Im Jahr 2007 lebte Snowden vorübergehend in Genf, wo er für den US-Geheimdienst CIA arbeitete. Hier habe er in einer einer Vierzimmerwohnung gelebt und diplomatischen Schutz genossen, schrieb das Internetportal Ars Technica am Donnerstag.
Unter dem Pseudonym «TheTrueHOOHA» tauschte sich der damals 23-Jährige in einem öffentlichen Chatroom von Ars Technica mit anderen über sein Leben in der Schweiz aus – über hohe Preise, schöne Frauen, verstopfte Strassen und grassierenden Fremdenhass. Die nun publizierten Chatprotokolle zeichnen das Bild eines jungen Mannes, der Mühe hatte, sich an die Verhältnisse ausserhalb seiner Heimat zu gewöhnen.
Als besonders lästig empfand er die hohen Preise. «Jungs, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie teuer hier alles ist», heisst es. «Du kriegst kein Leitungswasser in Restaurants. (…) Die lassen dich dafür bezahlen. Glasflaschen. Fünf Dollar das Stück.» Hamburger würden ganze 15 Dollar kosten und nach «fettigem Karton» schmecken.
Alles sei auf Französisch geschrieben und in Metern angegeben. «Gott, ich hasse das metrische System», schreibt Snowden. Über die Angabe der Kalorienwerte von Lebensmitteln in Kilojoules jammert er: «Ich bin doch keine Batterie!»
«Wie eine Postkarte»
Vier Monate später, im April 2007, fand sich Snowden offensichtlich besser in Genf zurecht. «Es ist ziemlich cool bis jetzt», schreibt er. «Es ist, als lebe man auf einer Postkarte.» Zudem seien die Mädchen hinreissend – und Prostitution legal.
Doch sieht der junge IT-Techniker auch Schattenseiten: «Die Strassen sind 35 Inches (fast 89 Zentimeter) breit Mit 9000 Autos drauf, zwei Tramlinien und einer Busspur. Und einer Velospur.»
Snowden ärgert sich auch ausgiebig über den weit verbreiteten Fremdenhass im Land. «Ich hab noch nie, NIE ein rassistischeres Volk gesehen als die Schweizer. Mein Gott, die schauen auf JEDEN herab. Selbst aufeinander.»