Milliardendeal in der Schweizer Privatbanken-Landschaft: Die Privatbankengruppe EFG Internationale übernimmt für rund 1,3 Milliarden Franken die Tessiner Privatbank BSI. Der Zusammenschluss soll die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Doch es gibt auch Risiken.
Mit kombinierten verwalteten Vermögen von rund 170 Milliarden Franken soll die fünftgrösste Privatbank der Schweiz entstehen, wie EFG und BSI am Montag in einem gemeinsamen Communiqué mitteilten.
«Wir wollen lieber ein Konsolidierer als selbst ein Übernahmeziel sein», sagte EFG-Chef Joachim Straehle an einer Medienkonferenz am Montag in Zürich. Von dem Zusammenschluss verspricht er sich eine bessere Wettbewerbsposition auf dem Bankenplatz. Im derzeit rauen Marktumfeld – zusammen mit verschärften Regulierungen – ist eine kritische Grösse wichtig.
Beide Marken sollen nach dem Zusammenschluss vorerst bestehen bleiben. Es gebe aber die Absicht, in der Zukunft in den meisten Märkten eine kombinierte Marke einzuführen, hiess es. Geht alles nach Plan, so soll die Transaktion bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Doch die wahre Mammutaufgabe steht dann erst an.
Die Herausforderung bestehe darin, zwei ähnlich grosse Banken zusammen zu bringen, sagte Straehle. Auch Analysten verweisen auf die Unwägbarkeiten bei der Integration einer solchen Grossakquisition. Anleger zeigten sich ebenfalls skeptisch: Bis am Mittag sackte der Aktienkurs von EFG um über 4 Prozent ab.
BTG bleibt beteiligt
Die Chefs beider Banken gaben sich an der Medienkonferenz zuversichtlich. BSI-Chef Stefano Coduri bezeichnete die Übernahme als eine sehr gute Lösung. Schon seit Monaten suchte die bisherige Besitzerin, die brasilianische Bank BTG Pactual, einen Käufer für die Tessiner Privatbank.
BTG hatte die BSI selbst erst Mitte 2015 übernommen, wobei sich der Kauf bis zum Abschluss des US-Steuerstreits durch die BSI um rund ein Jahr verzögert hatte. Unterdessen war die BTG aber in Liquiditätsschwierigkeiten geraten: Nach der Verhaftung des Gründers Andre Esteves im Zuge einer Korruptionsuntersuchung begannen Kunden offenbar Geld abzuziehen.
Als Kaufinteressent wurde anderem auch eine chinesische Bank gehandelt. In den letzten Wochen hatte sich aber eine Schweizer Lösung abgezeichnet. Neben EFG hatte ein Konsortium um die Tessiner Kantonalbank ein Angebot vorgelegt.
Den Zuschlag hat nun EFG bekommen. Aber auch BTG Pactual bleibt an Bord: Da der Kaufpreis zum Teil in bar und in EFG-Aktien bezahlt wird, soll BTG schliesslich auf einen Anteil von circa 20 Prozent an der fusionierten Bank kommen. Die Mehrheitsaktionärin der EFG International, die Schweizer Bankholdinggesellschaft EFG Group, wird auch grösste Aktionärin der neuen Bank. Die von den Latsis Familienbeteiligungen kontrollierte Holding wird einen Anteil von 35 Prozent halten.