Ohne Einschnitte bei den Sozialwerken oder hohe Zuwanderungsraten werden sich die Staatsschulden bis 2060 mehr als verdreifachen. Die Schuldenquote würde von heute 40 auf 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts ansteigen. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) in einer Studie.
Grund für diese Aussichten ist die fortschreitende Überalterung der Bevölkerung. Da nun die geburtenstarken Jahrgänge der Baby-Boomer (1946-1964) in Rente gehen, die Geburtenrate tief bleibt und die Lebenserwartung weiter steigt, wird das Verhältnis zwischen der Anzahl Personen im Erwerbsalter und jener im Pensionsalter immer ungünstiger. Damit verbunden sind nicht nur Finanzierungslücken bei der AHV. Auch die Gesundheitskosten werden steigen.
Die EFV berechnete nun, wie gross der finanzielle Mehraufwand für die öffentliche Hand im Jahr 2060 ohne Gegenmassnahmen sein könnte. Gemäss einem Basisszenario würde der addierte Ausgabenüberschuss von Bund, Sozialversicherungen, Kantone und Gemeinden bei 1,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) liegen.
Mit Unsicherheiten behaftet
Diese Projektion aktueller Trends zu Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie zur demografischen Entwicklung sind allerdings mit einigen Unsicherheiten behaftet. Dies zeigt etwa der Vergleich mit der vor vier Jahren letztmals verfassten Studie zu den Langfristperspektiven der öffentlichen Finanzen.
Damals wurde für das Jahr 2050 ein Gesamtdefizit (oder eine Steuerlücke) von 1,4 Prozent des BIP errechnet. Gemäss den neusten Berechnungen, soll dieser Ausgabenüberschuss im Jahr 2050 nur 1,2 Prozent des BIP betragen.
Dass die Steuerlücke tiefer ausfallen soll als vor vier Jahren angenommen, ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Bevölkerung zuletzt dank der Zuwanderung viel stärker gewachsen ist als angenommen und sich die öffentlichen Finanzen heute viel besser präsentieren als erwartet.
Der Einfluss der Zuwanderung zeigt sich auch in einem Unterszenario. Wie Studienautor Alain Geier von der EFV am Donnerstag an einer Medienorientierung erklärte, ging er im Basisszenario davon aus, dass bei einem jährlichen Wirtschaftswachstum von etwa 1 Prozent bis 2060 im Schnitt jährlich 27’000 Menschen mehr ein- als auswandern.
Unter der Annahme, dass der Migrationssaldo im Schnitt hingegen rund 42’000 Menschen betragen wird, würde die Schuldenquote nur auf 100 statt 130 Prozent des BIP anwachsen. Die Steuerlücke würde nur noch 0,6 BIP-Prozente betragen.