Der ehemalige US-Senator Mike Gravel hat am Montagmorgen dem Camp der Occupy-Bewegung auf dem Zürcher Lindenhof einen Besuch abgestattet. Auch andere Vertreter aus Politik und Wirtschaft haben den Kontakt zu den Mitgliedern teils schon mehrfach gesucht.
Der 81-jährige Gravel sass von 1969 bis 1981 im Senat, wo er den Bundesstaat Alaska vertrat. Das langjährige Mitglied der Demokratischen Partei bewarb sich 2006 erfolglos als Präsidentschaftskandidat. Seit 2008 gehört er der Libertarian Party an.
Gravel veröffentlichte mehrere Schriften. In einem Buch von 1972 plädierte er beispielsweise für ein garantiertes Grundeinkommen.
„Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie stolz ich auf euch bin“, sagte Gravel während seines rund einstündigen Treffens mit den Occupy-Mitgliedern. Er ermunterte sie, die Gesetzgebung nicht den Politikern zu überlassen, sondern selbst aktiv zu werden.
„Selbstvertrauen und Durchhaltewillen“
Damit die Bewegten etwas erreichten, bräuchten sie Selbstvertrauen und Durchhaltewillen. „Es wird nicht Wochen oder Monate dauern, sondern Jahre“, sagte Gravel, der den Kontakt zu den Mitgliedern der Occupy-Bewegung selbst gesucht hatte.
Gravel ist nicht der einzige Politiker aus dem Ausland, der aus aktuellem Anlass auf dem Lindenhof weilte. Am vergangenen Samstag war beispielsweise Swami Agnivesh zu Gast. Der ehemalige Parlamentsabgeordnete des indischen Teilstaats Haryana setzt sich heute vor allem für die Rechte von Landlosen ein. 2004 wurde er mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Weiter sucht auch der Schweizer Ex-Banker Rudolf Elmer den Kontakt zur Bewegung. Er hatte im vergangenen Januar Daten von mutmasslichen Steuerbetrügern an Wikileaks übergeben und geriet damit ins Visier der Justiz. Elmer sei bereits mehrmals auf dem Lindenhof gewesen, sagte ein Occupy-Sprecher auf Anfrage.