Eigentum, tiefgekühlt

Während beim Abbruch der besetzten Villa Rosenau in Basel offenbar auch Eigentum der Besetzer beseitigt und zerstört wurde, wird anderswo auf der Welt auch der Besitz von Obdachlosen respektiert. In den USA, zum Beispiel. Zugegeben: Die Uni-Stadt Berkeley ist keine typische US-Stadt. Sie ist eine Keimzelle linken, also nach amerikanischen Massstäben «liberalen» Gedankenguts, wo die […]

Szene der Räumung Rosenau

Während beim Abbruch der besetzten Villa Rosenau in Basel offenbar auch Eigentum der Besetzer beseitigt und zerstört wurde, wird anderswo auf der Welt auch der Besitz von Obdachlosen respektiert. In den USA, zum Beispiel.

Zugegeben: Die Uni-Stadt Berkeley ist keine typische US-Stadt. Sie ist eine Keimzelle linken, also nach amerikanischen Massstäben «liberalen» Gedankenguts, wo die Schwachen geschützt, die Reichen in die Pflicht genommen und die Raucher auf dem Trottoir mindestens drei Meter von jedem Fenster verbannt werden.

Aber eines ist auch den Bewohnern dieses linksgrünen Extremistennests so heilig wie allen andern im kapitalistischen Amerika: das Eigentum.

Wenn also in Basel jemand die Ansprüche auf sein Hab und Gut verwirkt zu haben scheint, wenn er es unter fragwürdigen Umständen irgendwo deponiert wie die Bewohner der angeblich einsturzgefährdeten Villa Rosenau und es demnach zusammen mit dem Abbrissschutt entsorgt wird – dann ist das eben Pech.

Auch wenn es sich, wie im kolportierten Fall, um ein Auto neben der einsturzgefährdeten Villa handelt, dessen Halterin sehr einfach zu eruieren wäre (die weinende Frau an der Abschrankung) und das ja kaum einsturzgefährdet ist oder mit abgerissen werden müsste.

In Berkeley (und in Oakland und in San Francisco und in Los Angeles – überhaupt überall in Kalifornien) gehen die Ordnungskräfte selbst mit weniger wertvollem fremdem Eigentum sorgfältiger um: Nach wiederholten Schadenersatzklagen von Obdachlosen gegen den Staat wird inzwischen jegliche vermeintlich verlassene Habe (meist in gestohlenen Einkaufswagen deponiert) bei Räumungen fein säuberlich in Plastiksäcke verpackt und neunzig Tage lang gelagert, auf dass sich der rechtmässige Eigentümer melden und seine Kleidung, seine Decken oder vielleicht auch seine Medikamente wieder abholen könne.

In Berkeley also werden diese Güter seit fast zehn Jahren nicht nur verpackt und gelagert, sondern dabei sogar noch tiefgekühlt. Damit sich allfällige Schädlinge in den Besitztümern nicht auf das Hab und Gut anderer Menschen übertragen.

Zwar ist der Aufwand und der Energieverbrauch für die Kühlung sehr umstritten. Der Grundsatz aber, dass man den Menschen, die ohnehin nicht viel besitzen, nicht das auch noch absprechen, als Müll bezeichnen und entsorgen darf, der ist ziemlich indiskutabel.

Und das müsste er hierzulande vielleicht auch sein.

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