Marcel Koller erklärt in Wien, weshalb er lieber die österreichische als die Schweizer Nationalmannschaft trainiert. Es sei ein Bauchentscheid gewesen, meint der 52-Jährige.
Zwei Wochen lang war Koller hin- und hergerissen zwischen dem österreichischen und dem Schweizer Verband. «Es war wichtig, in mich zu gehen und zu spüren, was ich möchte. Das Gefühl war einen Tag für Österreich, dann wieder für die Schweiz», erklärte der Zürcher seine Gemütsverfassung, als Schweiz und Österreich sich um seine Dienste bemühten.
Am Ende schlug das Pendel aber in Richtung Österreich. «Früher habe ich meine Entscheide immer nach sportlichen Gesichtspunkten getroffen, diesmal sind Emotionen dazugekommen. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, du kannst noch nicht gehen, du musst dieses Projekt weiterführen», so Koller. Einen wesentlichen Teil zu seinem Entschluss hätten Spieler, Fans und Mitarbeiter des österreichischen Fussballverbands geleistet, die ihn zum Bleiben drängten. «Das hat alles reingespielt, und so etwas kann ich nicht einfach wegschmettern.»
Grosse Verlockung
Allerdings sei auch die Verlockung gross gewesen, die Auswahl seines Heimatlandes zu übernehmen. «Da macht man sich natürlich Gedanken darüber, wenn man die Schweiz trainieren kann, die sportlich weiter vorne ist und zur WM nach Brasilien fährt.» Finanzielle Aspekte hätten keine wesentliche Rolle gespielt, so Koller. «Geld war nie eine Triebfeder. Es gehört dazu, aber schlussendlich muss das ganze Paket passen.» Er habe sich nur einmal mit Vertretern des Schweizer Verbandes getroffen. «Ich wollte nicht pokern», sagte der Coach. Nun will er die Österreicher in ähnliche Sphären führen, in denen sich die Schweiz als Weltranglisten-Siebter derzeit befindet.
Zwar hat sich Koller während der letzten zwei Wochen abgekapselt, aber sehr wohl einige schwer verdauliche Medienberichte in seiner Wahlheimat mitbekommen. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, er wolle nur seinen Lohn in die Höhe treiben. Er habe sich längst für die Schweiz entschieden. «Ich habe die letzten Schlagzeilen gehört. Da fragt man sich, wie man solche Geschichten erzählen kann, wenn man nicht richtig informiert ist.» Koller sprach in diesem Zusammenhang von Rufschädigung. ÖFB-Präsident Leo Windtner verwendete in diesem Zusammenhang das Wort «Diffamierung».