Ein Drittel der untersuchten Schweizer Arten gefährdet

Schweizer Biologen und Artenspezialisten haben in den vergangenen Jahren für die so genannten Roten Listen über 10’000 Pflanzen-, Tier- und Pilzarten in der Schweiz untersucht. Über ein Drittel davon ist gefährdet, wie das Bundesamt für Umwelt (BAFU) nun ausgerechnet hat.

Auch für Pflanzen wurden Rote Listen erstellt (Symbolbild) (Bild: sda)

Schweizer Biologen und Artenspezialisten haben in den vergangenen Jahren für die so genannten Roten Listen über 10’000 Pflanzen-, Tier- und Pilzarten in der Schweiz untersucht. Über ein Drittel davon ist gefährdet, wie das Bundesamt für Umwelt (BAFU) nun ausgerechnet hat.

In der Schweiz sind bisher für 27 Tier-, Pflanzen- und Pilzgruppen Rote Listen erstellt worden – die ersten bereits vor mehr als 30 Jahren, wie das BAFU am Donnerstag mitteilte. Insgesamt wurde so für etwas mehr als 10’000 der 46’000 bekannten, in der Schweiz vorkommenden Arten eine Lagebeurteilung vorgenommen.

Eine vom BAFU erstellte Synthese zeigt nun, dass von den 10’000 untersuchten Arten 36 Prozent gefährdet sind. Drei Prozent gelten gar als in der Schweiz ausgestorben – etwa ein Pflänzchen namens Bodensee-Steinbrech, ein Singvogel namens Orpheusgrasmücke oder ein ehemals im Genfersee beheimateter Fisch namens Gravenche.

Internationale Verantwortung

Fünf Prozent der Arten sind vom Aussterben bedroht, darunter der Rotkopfwürger (ein Vogel) und der Apron (ein Fisch). Elf Prozent, beispielsweise die in Sumpfgebieten heimische gelippte Tellerschnecke, gelten als stark gefährdet. 17 Prozent schliesslich werden von den Forschern der Kategorie „verletzlich“ zugeordnet.

Besonders kritisch ist die Situation bei denjenigen Arten, für welche die Schweiz eine hohe internationale Verantwortung trägt. Von diesen Arten, deren Aussterben in der Schweiz weltweit ein Aussterben oder ein hohes Aussterberisiko bedeuten würde, sind 57 Prozent gefährdet oder potenziell gefährdet.

Bis heute sind 64 Arten und Unterarten bekannt, die ausschliesslich in der Schweiz vorkommen. Zu diesen im Fachjargon Endemiten genannten Arten zählt zum Beispiel der Ruderfusskrebs Gelyella monardi, dessen Verbreitungsgebiet sich auf die Areuse-Schlucht und eine Quelle im Neuenburger Jura beschränkt.

Anstrengungen verstärken

Laut dem BAFU zeigt die Synthese auch, dass in den vergangenen Jahrzehnten das Verbreitungsareal und die Bestände zahlreicher Arten geschrumpft sind. Die grösste Gefährdung ist die Zerstörung oder Verschlechterung von Lebensräumen, etwa durch Intensivierung der Landwirtschaft oder das Entfernen von Weihern oder Gehölzen.

Für einige Arten geht es aber auch wieder bergauf: Der Bartgeier und der Biber, die einst in der Schweiz ausgestorben waren, sind zum Beispiel heute dank Wiederansiedelungsprogrammen gut etabliert. Auch für die im Landwirtschaftsgebiet vorkommende Schafstelze habe sich die Lage dank gezielter Massnahmen etwas entspannt.

Nächster Artikel