Ottmar Hitzfeld freut sich extrem auf den Achtelfinal gegen Argentinien und erklärte, er habe nie an der Qualität seiner Equipe gezweifelt: «Jetzt haben wir vor allem sehr viel zu gewinnen.»
Schon in den Minuten nach dem schweren Rückschlag hatte Ottmar Hitzfeld eine Trotzreaktion angekündigt. Der Selektionär irrte sich nicht, die Antwort kam – und wie. Einer nahm die Prognose wörtlich: Xherdan Shaqiri, der dreifache Torschütze, der im besten Moment der Vorrunde zur Höchstform fand: «Ein Hattrick ist nicht alltäglich. Das Spiel wird mir immer in Erinnerung bleiben.»
Von den kritischen Voten habe er sich nicht beeindrucken lassen, beschied der «Man of the Match» nach seiner Gala. Mit Kritik habe er zu leben. «Ich wollte in erster Linie mit dem Team eine gute Leistung zeigen.» Und dann wiederholte er einen Satz x-mal, als wolle er verdeutlichen, ein Solo-Unterhalter mit Bodenhaftung zu sein: «Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft.»
Zur traumhaften Affiche gegen Lionel Messis Argentinien meinte Shaqiri vielsagend und mit einem Schmunzeln: «Wenn man im Achtelfinal steht, weiss man nie. Da kann viel passieren.» Hitzfeld hörte aufmerksam zu. Der Maestro hätte die Vorgabe gegen die Gauchos nicht besser formulieren können.
Der Effort seines erstmals an dieser WM im Zentrum nominierten Regisseurs würdigte der Nationalcoach selbstverständlich: «Er hat ein Super-Kompliment verdient.» Überrascht habe ihn der Auftritt nicht: «Ich habe seine Leistungen schon in den Spielen gegen Ecuador und Frankreich nicht so negativ gesehen wie viele Experten. Für mich war wichtig, dass die Mannschaft auf Shaqiri baut. Es war eine Bestätigung, über welche Möglichkeiten er verfügt.»
Das 3:0 gegen die Honduraner stellte ihn restlos zufrieden. Die Qualifikation für die nächste Runde sei ein «grossartiges Erlebnis». Er habe nicht im Geringsten an der Mannschaft gezweifelt nach dem 2:5-Debakel gegen Frankreich: «Ich kenne diese Equipe und ihre Qualität.»
Ende offen
Die Weltkarriere von Hitzfeld geht weiter. Wie lange, ist unklar. Aber dem 65-Jährigen ist zuzutrauen, seine beeindruckende Vita um ein grandioses Kapitel zu erweitern. Würde die Schweiz in der Knock-out-Phase den zweifachen Weltmeister Argentinien ausschalten, wäre ihm eine spektakuläre Derniere gewiss.
Dann würden er und die Mannschaft in Brasilien das tun, wovon sie vor dem Abflug nach Südamerika alle geträumt hatten: «Geschichte schreiben.» Seit 1954 und der WM im eigenen Land stand nie mehr eine Schweizer Equipe in einem Viertelfinal. «Wir haben nichts zu verlieren, aber sehr viel zu gewinnen.» Sie hätten schon jetzt einen bemerkenswerten Effort geleistet, so Hitzfeld: «Es ist für Europäer an dieser Endrunde nicht einfach, einige sind ja schon ausgeschieden.»
Honduras-Coach tritt zurück
Derweil Hitzfelds Abschied von der grossen Bühne sich verzögert, hat sich sein Amtskollege Luis Suarez fünf Minuten nach Spielschluss entschieden, von seinem Posten beim Letztklassierten der Gruppe E nach dreijährigem Engagement per sofort zurückzuziehen: «Ich werde mich von der Mannschaft verabschieden. Meine Zeit ist abgelaufen, ein Wechsel tut gut. Honduras braucht jetzt einen Neuen.»
Er werde dem Team als Fan erhalten bleiben, versicherte der Kolumbianer: «Ich habe sie in mein Herz geschlossen.» Der Vorstoss unter die Top 32 der Welt war sein Verdienst, während der Ausscheidung führte Suarez die Auswahl zu bemerkenswerten Siegen gegen die Achtelfinalisten Costa Rica und Mexiko. Nur eine Premiere blieb auch ihm verwehrt: Honduras reist auch nach dem dritten WM-Turnier ohne Sieg ab.