Die sensationelle Aufholjagd der New England Patriots in der 51. Super Bowl produzierte viele Helden – nicht nur Tom Brady.
Es gab noch drei wichtige Figuren neben dem Star-Quarterback, die für den fünften Super-Bowl-Triumph des Favoriten beim 34:28 nach Verlängerung über die Atlanta Falcons verantwortlich zeichneten.
Trainer Bill Belichick sprach den «Zauberspruch», der das Momentum komplett auf die Seite der Patriots kippen liess. Ballfänger Julian Edelman imponierte mit einer «Zirkus»-Ballabnahme. Und der zuvor unauffällige Runningback James White zeigte das Spiel seines Lebens.
«Er hat uns mit einem Zauberspruch belegt, der alles geändert hat», sagte Tackle Nate Solder und verwies auf Belichick. Der nach aussen häufig abweisend wirkende 64-jährige behielt selbst nach dem 3:28-Rückstand die nötige Ruhe.
«Unsere Körper und unser Geist waren bereit. Wir hörten nie auf, aneinander zu glauben», erklärte Wide Receiver Matthew Slater den Hauptgrund für den sensationellen Umschwung.
Akrobatische Abnahme von Edelman
Nach Spielende umarmten sich Belichick und Brady neben Runningback LeGarrette Blount so innig, wie es nur langjährige Weggefährten tun. Brady war vorab begeistert vom schier unglaublichen Fang eines anderen Wide Receivers seines Teams, von Julian Edelman.
Gut zwei Minuten vor Ende des letzten Viertels sicherte Edelman im Kampf mit drei Gegenspielern mit seinen roten Handschuhen das Ei wenige Zentimeter über dem Boden. «Das ist einer der grossartigsten Catches, den ich je gesehen habe», schwärmte Brady. «Ich wusste nur, dass ich ihn gefangen habe», berichtete der 30-jährige Edelman.
Die Angriffsserie der Patriots ging in der Folge weiter – bis zum 28:28-Ausgleich. Kein einziger Lauf-Touchdown gelang Runningback James White in der Qualifikation, fünfmal fing der 25-Jährige den Ball während der Hauptrunde in der Endzone.
Im Super Bowl brillierte White gleich mit drei Touchdowns: Ende der ersten Hälfte hielt er New England im Spiel, erlief 57 Sekunden vor Ende die sechs Punkte vor dem Ausgleich und war in der Verlängerung der gefeierte Held. «Es hat sich alles wie in Zeitlupe angefühlt», sagte er. «Das ist ein Kindheitstraum, den Ball in meinen Händen zu haben, wenn alles auf dem Spiel steht.» Mit 14 gefangenen Bällen stellte White zudem einen Super-Bowl-Rekord auf.
Bradys kranke Mutter betete für ihren Sohn
Kurz nach dem historischen Triumph im Super Bowl vermisste Tom Brady ein wichtiges Utensil. «Jemand hat mein Spieltrikot gestohlen», beklagte sich der wertvollste Spieler der 51. Super Bowl in der Umkleidekabine bei Team-Besitzer Robert Kraft und deutete mit dem Kopf in Richtung seines Garderobe-Kästchens. «Da musst du wohl besser online schauen», erwiderte Kraft ganz trocken.
Kraft berichtete nach dem 34:28-Erfolg der Patriots über die Atlanta Falcons zudem von einem besonderen Gespräch mit Brady vor dem Spiel. «Ich habe gesagt: ‚Wir müssen das für deine Mutter gewinnen‘, weil ich weiss, wie wichtig sie für ihn ist. Sie hat sich Chemotherapie und Bestrahlung unterzogen.»
Mit einem blauen Tuch auf dem Kopf besuchte Galynn Brady erstmals in dieser Saison eine Partie ihres Sohns. Er widmete ihr den Sieg. «Ich habe das ganze Spiel über nur gebetet», sagte sie.
Tight End Bennett will nicht ins Weisse Haus
Der Super Bowl verschaffte auch dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump eine kurze Pause. «Geniesst den Super Bowl», twitterte Trump kurz vor dem Kickoff. «Und danach machen wir weiter», schrieb er, gefolgt von lauter Grossbuchstaben und «Make America Great Again!»
Der Inhaber der Patriots, Robert Kraft, der Coach des Teams Bill Belichick und Quarterback Tom Brady sind mit Trump befreundet. Brady hatte ihn im Wahlkampf unterstützt.
Aus Protest gegen die Politik von Trump will Patriots-Spieler Martellus Bennett seine Teamkollegen nun aber nicht zur Ehrung ins Weisse Haus begleiten. Traditionell wird das Gewinnerteam dort vom US-Präsidenten empfangen.
Seine Absage erklärte der Tight End mit einem Verweis auf sein Twitterprofil. Bennett hatte sich dort wiederholt kritisch zur Politik von Trump geäussert.
Bennett zeigte sich unbesorgt, dass er Trump-Sympathisanten wie Patriots-Besitzer Kraft, Trainer Belichick oder Star-Quarterback Tom Brady gegen sich aufbringen könnte. Politische Meinungsverschiedenheiten störten den Teamgeist der Mannschaft nicht.