Der Korruptionsskandal in Guatemala bringt die etablierten Parteien in Schwierigkeiten. Im ersten Wahlgang holte der Komiker Jimmy Morales am meisten Stimmen. Die Stichwahl findet im Oktober statt.
Auf den 46-jährigen Komiker und Schauspieler Jimmy Morales entfielen nach der Auszählung fast aller Wahllokale 24,51 Prozent der Stimmen. In die Stichwahl am 25. Oktober geht neben Morales entweder der Millionär Manuel Baldizón oder die frühere First Lady Sandra Torres. Die beiden lieferten sich im ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Der 45-jährige Geschäftsmann Baldizón hat bisher 19,38 Prozent der Stimmen. Das sind etwas mehr als Sandra Torrez, die 59-jährige Exfrau des früheren Präsidenten Alvaro Colom. Sie kommt auf 19,01 Prozent.
Morales ist ein Politikneuling und eine schillernde Figur. In dem Kinofilm «Neto» verkörperte er einen naiven Cowboy, der durch reinen Zufall zum Präsidenten wird. In die Fussstapfen dieser Filmfigur könnte Morales nun treten.
«Die Leute in Guatemala haben es satt», sagte Wahlsieger Morales. «Die Bevölkerung ist des immer Gleichen überdrüssig.» Er wolle ein Präsident sein, der die Menschen in sein politisches Projekt einschliesse. Für was er politisch steht, ist allerdings unklar.
«20 Jahre habe ich euch zum Lachen gebracht. Wenn ich Präsident werde, das verspreche ich, werde ich euch nicht zum Weinen bringen.»
Im Wahlkampf hatte Morales eingeräumt, dass er kein politisches Programm verkörpere. «20 Jahre habe ich euch zum Lachen gebracht», rief er seinen Anhängern zu. «Wenn ich Präsident werde, das verspreche ich, werde ich euch nicht zum Weinen bringen.»
Er versicherte, mit der Tradition der Korruption in der Politik brechen zu wollen. Offiziell tritt Morales für die rechtsgerichtete Partei FCN-Nación an, die im Land kaum verwurzelt ist.
Baldizón ist Kandidat der konservativen Partei Demokratische Freiheit (Lider), Torres die Kandidatin der sozialdemokratischen Nationalen Union der Hoffnung (UNE). Torres liess sich 2011 von Colom scheiden, um selbst für das höchste Staatsamt kandidieren zu dürfen. Das hätte sie als Angehörige des Präsidenten nicht gedurft.
Korruptionsskandal überschattet Wahl
Überschattet wurden die Wahlen im wirtschaftsstärksten Land Mittelamerikas von einem Korruptionsskandal. Der in der vergangenen Woche zurückgetretene Präsident Otto Pérez soll an der Spitze eines kriminellen Netzwerks gestanden haben, das im Zollwesen Millionenbeträge unterschlagen haben soll.
Der Ex-Präsident sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die hartnäckigen Ermittlungen der Internationalen Kommission gegen Straffreiheit (Cicig) und monatelange Demonstrationen hatten den früheren Staatschef zu Fall gebracht.
Die Guatemalteken hätten gezeigt, dass Veränderung möglich sei, sagte der Leiter der Wahlbeobachtungsmission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Juan Pablo Corlazzoli, im guatemaltekischer Fernsehen. Sie könnten damit ein Beispiel für ganz Lateinamerika sein.
Unregelmässigkeiten
Aus einigen Landesteilen berichteten Wahlbeobachter am Sonntag von Unregelmässigkeiten wie Stimmenkauf, Blockaden und Auseinandersetzungen zwischen Sympathisanten verschiedener Parteien. Mehrere Verdächtige seien wegen Verstössen gegen das Wahlgesetz festgenommen worden, sagte Innenministerin Eunice Mendizábal. Insgesamt blieb es allerdings friedlich.
Mehr als 7,5 Millionen Wähler waren am Sonntag aufgerufen, sich an der Wahl des neuen Staatsoberhaupts zu beteiligen. Insgesamt 14 Kandidaten standen zur Wahl. Ausserdem wurden die 158 Abgeordneten des neuen Parlaments sowie 338 Bürgermeister gewählt.
Guatemala ist noch immer von dem Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg gezeichnet, der im Jahr 1996 beendet wurde. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsschwelle.