Bis ins hohe Alter sah er noch so stattlich aus wie ein Indianerhäuptling – und so werden ihn seine Fans auch in Erinnerung behalten: Pierre Brice, der als «Winnetou» das Indianerbild ganzer Generationen prägte, starb am Wochenende im Alter von 86 Jahren bei Paris.
Während er in seiner Heimat Frankreich weitgehend unbekannt blieb, war er in Deutschland ein Star. Im Land seiner grössten Erfolge soll der Franzose nun beerdigt werden.
Noch kurz vor seinem 85. Geburtstag war Brice voller Lebensmut: «Der Rücken tut zwar weh, die Knie auch. Doch Winnetous Herz schlägt noch wie bei einem jungen Krieger.» Doch dann machte ihm ein Nierenstein zu schaffen, sein letzter öffentlicher Auftritt war Ende vergangenen Jahres bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung.
«Der Stein konnte wegen seines hohen Alters nicht mehr operativ entfernt werden», berichtete Martina Schneider, die seine Pressearbeit jahrzehntelang betreute. Nun kam eine Lungenentzündung hinzu, was wohl «zu viel» gewesen sei. Mit hohem Fieber kam er am Freitagabend in Paris ins Spital, wo er am Samstag um 8.20 Uhr in den Armen seiner deutschen Frau Hella verstarb.
Bis zuletzt hatte der bretonische Schauspieler in seinem Landhaus bei Paris gewohnt – obwohl er Pläne hatte, nach Deutschland umzuziehen. Ein Haus bei Garmisch baute er mit seiner Frau aus, doch laut Schneider wollte Brice am Ende doch bis zu seinem Tod in Frankreich sein.
Über Nacht zum Star
1962 hatte er in «Der Schatz am Silbersee» erstmals die Rolle des «Winnetou» übernommen. Der Film wurde zum Kassenschlager und machte Brice, der zuvor von dem Buchautor Karl May noch nie etwas gehört hatte, über Nacht zum Star.
Selbst über den Tod des Apachenhäuptlings in «Winnetou 3» hinaus wurde die Serie fortgesetzt – nicht zuletzt aufgrund von Protesten der Fans. Insgesamt spielte Brice in elf Filmen bis Ende der 1960er Jahre den schweigsamen, aufrechten Indianerhäuptling.
«Winnetou» sei für ihn immer eine positive Figur gewesen, «ein Mann, der Werte wie Freiheit, Frieden, Liebe und Toleranz vertritt», sagte Brice einst. Vor einigen Jahren haderte er allerdings mit der Festlegung auf diese Figur: «Ich hätte nach ‚Winnetou 3‘ aufhören sollen», sagte er der «Bunten». Dass er weiter Indianerfilme drehte, habe seine Karriere ruiniert.
Kein Erfolg in Frankreich
Ursprünglich war für den am 6. Februar 1929 in der westfranzösischen Hafenstadt Brest geborenen Pierre Louis de Bris eine Karriere beim Militär vorgezeichnet. Nach einer Ausbildung an einer Marineakademie war er in Algerien und im Indochinakrieg. Dann entschied er sich aber für die Schauspiel-Ausbildung.
In Frankreich kam er anfangs über kleinere Filmrollen nicht hinaus, stand im Schatten von Kollegen wie Alain Delon. In Italien und Spanien spielte er auch Hauptrollen, dann kam das «Winnetou»-Angebot aus Deutschland. Spätere Filme reichten alle nicht an seinen grössten Erfolg heran.
Mitte der 1970er Jahre kehrte er daher bei den Karl-May-Festspielen im sauerländischen Elspe und später bei den Festspielen in Bad Segeberg zu seiner «Winnetou»-Rolle zurück. In den 1980er Jahren trat er in Fernsehserien wie «Traumschiff» auf und wandte sich wieder dem Theater zu – doch für seine Fans blieb er auf ewig «Winnetou».