Ein Lob auf die Staatsdiener im Kanton

Seit Jahren nimmt der Personalbestand in Basel-Stadt zu. 2015 schaffte es der Kanton gar schweizweit unter die grössten Job-Schaffer. Wie lange kann die Schar an Staatsdienern weiter wachsen?

Immer mehr Staatsangestellte im Kanton: Der Dienst für das Gemeinwesen steht quasi symbolhaft für die Zukunft der Arbeitswelt.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Seit Jahren nimmt der Personalbestand in Basel-Stadt zu. 2015 schaffte es der Kanton gar schweizweit unter die grössten Job-Schaffer. Wie lange kann die Schar an Staatsdienern weiter wachsen?

Witze über Staatsangestellte (das B-Wort soll an dieser Stelle vermieden werden) gibt es viele.

Zum Beispiel den: Welcher Tag ist der arbeitsintensivste für einen Staatsangestellten? Der Montag. Da muss er gleich drei Kalenderblätter abreissen.

Oder den: Wie geht die Hymne der Staatsangestellten? So:

Ist das lustig? Nein. Denn Staatsangestellte arbeiten hart. Immer mehr Polizisten werden körperlich angegriffen, Lehrer erleiden spätestens mit 50 ihr erstes Burnout und Steuerverwalter müssen aufgrund von Reformen immer komplexere Steuerfälle bearbeiten.

Dazu kommt: Besagte Personalgruppe steht aufgrund der Vorurteile unter permanentem Rechtfertigungszwang. So erlebte ich es, als ich werktags um 16 Uhr beim Bau- und Verkehrsdepartement anrief und niemanden erreichte. Die Auskunftsperson sah sich prompt zur Aussage genötigt: «Wir beginnen eben schon um 7 Uhr morgens.»

Ja. Staatsdiener sind keine Faulenzer. Sie knüppeln für das Gemeinwesen, bringen Ordnung in die Welt. Ihr Einsatz ist beispielhaft für die Arbeitswelt, in der wegrationalisiert wird und Maschinen den Menschen ersetzen.



Beim «Blick»-Ranking der grössten Job-Schaffer auf Rang 7.

Beim «Blick»-Ranking der grössten Job-Schaffer auf Rang 7. (Bild: Blick)

So erstaunt es auch nicht, dass der Kanton Basel-Stadt Jahr für Jahr seinen Personalkörper ausbaut. Denn die neuen Stellen werden gebraucht, um die bereits angestellten Staatsdiener zu entlasten.

126 Vollzeitstellen schuf Basel-Stadt 2015. Damit liegt der Kanton laut «Blick» auf Rang sieben der grössten Job-Schaffer in der Schweiz. Nur Roche, Swisscom, Unispital Zürich, Kantonsspital Luzern, Aldi und Mobiliar haben mehr Personal eingestellt als der Stadtkanton.

Staat ist auf dem Vormarsch

Die Schar an Staatsdienern wächst somit weiter. Allein 2015 wurden im Kanton 39 neue Lehrer eingestellt. Auch Kinderbetreuer (plus 20), Polizisten (plus 11) und Strafvollzieher (plus 7) kamen hinzu. 13 Stellen wurden extra geschaffen für die Parkraumbewirtschaftung (nicht zu verwechseln mit denjenigen Staatsdienern, die Parkbussen verteilen).

Der Staat ist auf dem Vormarsch, möchte man meinen. In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit tritt der Kanton als wirtschaftlicher Faktor in Erscheinung. Während einige Wirtschaftszweige abbauen (Credit Suisse 1600 Stellen, SBB 900), schafft der Kanton Basel-Stadt neue Jobs. Ganz im Sinne: Wenn die Privatwirtschaft versagt, kreiert der Staat neue Jobs.

Eine Woche im Baudepartement

Doch wie lange kann der Kanton weiter wachsen? Kann er am Ende sämtliche Turbulenzen am Arbeitsmarkt abfedern, wenn nicht gar kompensieren?

Ein Blick auf das Budget 2016 zeigt: Nein. Im nächsten Jahr baut Basel-Stadt den Personalbestand erstmals seit Jahren ab. 21 Stellen werden gekürzt. Wer jetzt noch Staatsangestelltenwitze macht, soll eine Woche im Baudepartement zubringen und jeweils ab 7 Uhr auf Medienanrufe warten, die dann erst um 16 Uhr eintreffen.

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