Die Banane, wie wir aus dem Detailhandel kennen, ist wegen einer Pflanzenkrankheit vom Aussterben bedroht. Monokulturen sind besonders anfällig für Epidemien. Selbst wenn Forscher die Entwicklung noch abwenden können, ist deswegen ein Umdenken gefragt.
Pilzbefall bedroht die weltweit gängigste Sorte «Cavendish», die in den Industriestaaten fast alle Bananen-Regale füllt. Eine für den Massenanbau taugliche Alternative ist nicht in Sicht. Dabei ersetzte die Cavendish einst selbst die bis in die 1960er-Jahre vertriebene Sorte «Gros Michel», die von der Panamakrankheit dezimiert wurde.
«Cavendish» ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TH1, der «Gros Michel» heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TH4 nicht erwehren. Schuld an der verheerenden Auswirkung des Krankheitsbefalls ist der Anbau in Monokulturen.
«Damit die mechanische Verarbeitung funktioniert, braucht man Standardisierung», erklärt der nigerianische Pflanzengenetiker Chikelu Mba. Daher konzentriere sich der Massenanbau nur noch auf wenige Pflanzensorten. «Wenn du eine Erntemaschine in dein Feld schickst, dann willst du Pflanzen da stehen haben, die auf dieselbe Höhe wachsen, am selben Tag reif sind und so weiter. Diese Uniformität gefährdet unser Nahrungssystem, weil schon eine einzelne Krankheit alles ausrotten kann.»
Das bestätigt ein Papier der UNO-Welternährungsorganisation (FAO) vom Juli dieses Jahres. «Das weltweite Problem mit TH4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt», heisst es darin.
Der Pilz könne Jahrzehnte in der Erde überleben. Nach seiner ersten Entdeckung in den Neunzigerjahren in Südostasien breitete sich TR4 auch in Afrika und im Nahen Osten aus. Vernichtend wäre es, sollte der Pilz auch den weltweit grössten Bananenproduzenten Indien erreichen, oder das grösste Exportland Ecuador.
Laut FAO hat sich die Bananenproduktion in den vergangenen 50 Jahren weltweit mehr als vervierfacht – 2013 waren es 107 Millionen Tonnen. Doch beim Pflanzenanbau fehlt es an Vielfalt. Nach Schätzungen des Forschungsinstituts Bioversity International gibt es rund 30’000 essbare Pflanzenarten auf der Welt. Vier davon – Weizen, Mais, Reis und Soja – nähmen derzeit 50 Prozent der weltweiten Anbauflächen ein.
«Verschiedene historische Beispiele zeigen, warum die genetische Vielfalt von Pflanzen wichtig ist. Das ist ähnlich wie bei Spareinlagen auf der Bank», sagt Forscher Stefano Padulosi von Bioversity International.
Ein Finanzberater werde einem Kunden immer raten, seine Investitionen breit zu fächern. Die Grosse Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert mit rund einer Million Toten sei unter anderem darauf zurückzuführen gewesen, dass der Erdapfelanbau des Landes weitgehend auf einer einzigen Sorte basiert habe, die von einer Krankheit zerstört worden sei.
Von den 1500 registrierten Bananensorten dürfte wohl keine als direkter Ersatz für die «Cavendish» infrage kommen. «Die Banane, die wir konsumieren und lieben, ist bedroht», sagt Pflanzengenetiker Mba. «Das sollte jedoch kein Grund zur Verzweiflung sein.» Vielmehr sollte es ermutigen, neue krankheitsresistente Sorten zu züchten, die vielleicht sogar nahrhafter sein könnten, meint der Forscher.
Der ugandische Agrarwissenschafter Edie Mukiibi favorisiert dagegen traditionellere Methoden. Kleinbauern in seinem Land hätten die Welkekrankheit etwa durch Quarantänemassnahmen in den Griff bekommen, sagt Mukiibi, der sich als Vizepräsident von Slow Food International für eine lokale Gastronomie und nachhaltige Landwirtschaft einsetzt.
In jedem Fall müsse die «Cavendish»-Monokultur durch eine grössere Vielfalt von Bananen ersetzt werden, sagt er. «Die Menschen, die Bananen essen, verdienen etwas Besseres als das, was sich derzeit in europäischen oder amerikanischen Regalen findet.»