Für Aarau ist es höchste Zeit, zum Siegen zurückzufinden. In der 28. Runde der Super League hat der Letzte gegen den Drittletzten Vaduz die Möglichkeit, den Rückstand auf die Konkurrenz zu reduzieren.
Mit einem Auswärtssieg in Liechtenstein und entsprechender Mithilfe andere Teams würde Aarau am Sonntag im Idealfall nur noch drei Punkte hinter dem rettenden 9. Platz klassiert sein. Raimondo Ponte, seit zwei Partien mit der Aufgabe betraut, den FCA vor dem Abstieg zu retten, beschönigt die Ausgangslage vor der Reise ins Ländle nicht. «Um noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt zu haben, müssen wir einfach gewinnen.» Deshalb wird auch so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Das Abschlusstraining findet genau 24 Stunden vor der Partie statt, ehe die Mannschaft gleich im Anschluss die Reise nach Liechtenstein in Angriff nimmt.
Nach einer Nacht in Triesen soll im Rheinpark in Vaduz gelingen, was Aarau in dieser Saison noch nie gelungen ist: ein Auswärtserfolg. Ohnehin dürfte Ponte bei seiner Motivationsrede mit Statistiken sparsam umgehen. Denn es gibt kaum eine, die Mut machen würde. Da wäre eben die Auswärtsbilanz mit acht Punkten und einem Torverhältnis von 9:26 in 14 Partien, aber auch die seit 16 Spielen anhaltende Serie ohne Sieg. Von 45 möglichen Punkten seit Anfang Oktober holten Captain Sandro Burki und seine Teamkollegen gerademal fünf. Gegen Vaduz resultierte aus drei Partien nur ein Punkt.
Zur Erklärung dieser katastrophalen Zahlen muss auch das fehlende Glück herhalten. Wenig lief in den letzten Monaten im Sinne der Aarauer. «Wir hätten uns eine Prise Glück verdient», so Ponte. Ob nun das Glück oder die Effizienz fehlt, der vor einem halben Jahr eingesetzte freie Fall hängt direkt mit der ungenügenden Torausbeute zusammen (5 Treffer in den letzten 16 Partien). Mittlerweile ist der dreifache Meister erneut seit 222 Minuten ohne eigenen Treffer.
Vaduz ist mit seinen 22 Treffern wahrlich keine Tormaschine. Aber der Aufsteiger konnte sich nach Rückschlägen immer wieder auffangen. Seit Juli haben die Liechtensteiner nie mehr zweimal in Folge verloren, was für den Charakter des Teams spricht. Trainer Giorgio Contini kann dem Duell gegen Aarau mit mehr Gelassenheit entgegenblicken als der Gegner, er wollte im Vorfeld deshalb auch nicht von einem Saison-Highlight sprechen, sondern meinte bloss, ein Sieg würde wohl eine kleine Vorentscheidung im Abstiegsrennen bedeuten.
Der FC Luzern, das dritte Team, das noch um den Klassenerhalt zittern muss, könnte bei einem für ihn perfekten Rundenverlauf den Vorsprung auf den Abstiegsplatz auf neun Zähler ausbauen. Trotz des Polsters ist bei den Innerschweizern vor der Partie gegen GC die Nervosität spürbar. Ruhe ist beim FCL auch unter Trainer Markus Babbel nicht eingekehrt. In den letzten Tagen war in den Medien die Rede von einem grossen finanziellen Verlust, einem möglichen neuen Goalietrainer und der noch nicht vollzogenen Vertragsverlängerung des Coaches. Das hat dazu geführt, dass im Umfeld des Klubs ein «Maulwurf» vermutet wird.
Solche Probleme kennt der FC Basel nicht. Mit zehn Punkten Vorsprung auf die Young Boys kann er trotz der Absenzen seiner beiden Stürmer Shkelzen Gashi und Marco Streller gelassen nach Sitten reisen, wo er zuletzt viermal in Folge gewann. Sions Coach Didier Tholot gestand, dass der am 7. Juni gegen Basel anstehende Cupfinal im Hinterkopf sein wird: «Das lässt sich nicht verhindern.» Als Hauptprobe für den Sittener Saisonhöhepunkt will er den Match aber nicht bezeichnen. Zum einen, weil Basel heute auf Gashi und Streller verzichten muss, zum anderen, weil «das ganze Drumherum im Cupfinal ganz anders sein wird».
Die Young Boys richten nach der überraschenden Niederlage in St. Gallen ihren Blick nach hinten. Im Berner Derby gegen den drittplatzierten FC Thun geht es darum, den zweiten Platz zu zementieren, wie es Trainer Uli Forte ausdrückte. Die Thuner wollen derweil mit einem dritten Sieg in Folge den eben in der Tabelle überholten FC Zürich auf Distanz halten.
Der FCZ ist seit vier Partien ohne Punkt und läuft Gefahr, dass St. Gallen am Samstag mit einem Sieg im Letzigrund zu ihm aufschliesst. Die Resultate der letzten Heimspiele machen den Zürchern wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Seit dem 3:0 gegen Vaduz am 5. Oktober haben sie in sieben Spielen vor eigenem Anhang nur noch drei Punkte geholt.