Eine Woche Drummeli und vor dem letzten Auftritt im Musicaltheater noch ein Marathon-Umzug bei der Kinderfasnacht des Bläsischulhauses: Jetzt ist Erholung angesagt, damit der Vorfasnächtler Dominique S. in gut einer Woche die eigentliche Fasnacht durchstehen kann.
Geschafft, dabei hat es ja gar noch nicht angefangen! Mit geschafft (im doppelten Wortsinn) ist die Vorfasnacht gemeint, mit noch nicht begonnen die eigentliche Fasnacht. Eine Woche lang stand der Berichterstatter jeden Abend (nun ja nicht ganz: an der Premiere sass er als Berichterstatter im Zuschauerraum und einmal ging’s ins Schauspielhaus im Grossbasel) mit der Trommel auf der Drummeli-Bühne im Musicaltheater. Und am Freitag, dem Tag der letzten Vorstellung, kam am Morgen davor noch der Fasnachtsumzug des Bläsischulhauses dazu.
«Wir brauchen für unser Schulhausziigli dringend noch ein paar Trommler!» Dieser Hilferuf landete in den vergangenen Wochen mehrfach in der Mailbox. Offenbar herrscht an Pfeiferinnen und Pfeifern, die am Freitag vor den Fasnachtsferien eine bunte Kinderschar mit ihren selber gebastelten Kostümen begleiten, kein Mangel. Aber als Trommler ist man eine gesuchte Person.
Natürlich das Bläsischulhaus
Natürlich stand nie in Frage, für welches Schulhaus der Berichterstatter die Trommel umhängen würde. Seine Tochter geht ins Bläsi, somit selbstverständlich auch der Vater. Dies obschon der provisorische Schulstandort auf dem Erlenmattareal – das eigentliche Schulhaus wird umgebaut bzw. harmos-isiert – nicht gerade eine lauschige Umgebung für dem Umzug versprach. Aber das Wetter war schön. Und erst recht die Kostüme der Kinder, die zum Teil das Angebot der Rätz-Clique in Anspruch genommen und wunderbare Larven kaschiert und bemalt hatten.
Aber eben: Der Start- und Zielort auf dem Erlenmattareal mit dem Wendepunkt Bläsischulhaus hatte zur Folge, dass sich der Umzug doch sehr in die Länge zog: je zweimal die Alte, Arabi, Ryslaifer, Läggerli, Whisky Soda, Alti Glaibasler und Gluggsi (dabei sollten doch eigentlich auch Märsche ansagende Pfeifer langsam wissen, dass eine aus verschiedenen Cliquen zusammengewürfelte Trommlergruppe den Gluggsi unmöglich zusammenspielen kann). Weil die relativ leichte Holztrommel in der Garderobe in der Messehalle neben dem Musical-Theater eingeschlossen war, kam im wahrsten Sinne des Wortes erschwerend noch dazu, dass man den alten gewichtigen Messingkübel aus dem Keller holen und umhängen musste.
Und am Abend die Dernière des Drummeli
Aber nicht nur an Schulhausziigli ist man als Trommler offensichtlich begehrt. Auch am Drummeli, zumindest bei der einen Stammclique, die sich für ihren Auftritt mit verschiedenen weitere Fasnachtsgruppierungen zusammentat. Darunter auch mit der «wilden», das heisst nicht beim Fasnachtscomité angemeldeten Tambourengruppe, bei welcher der Berichterstatter mittut (Namen sind Schall und Rauch und bleiben deswegen unerwähnt).
Dieser Drummeli-Zusammenschluss führte dazu, dass es in der Garderobe ziemlich eng wurde. Da man sich aber für eine praktische Kostümvariante entschieden hatte, ein schwarzer Lackmantel, der sich über die Zivikleidung ziehen liess, konnte man den Aufenthalt im Gedränge auf ein Minimum beschränken. Das auch einen weiteren Vorteil, denn der mit Gattern abgesteckte Weg zum Hinterbühnenbereich bzw. zu den beiden Sälen fürs Eintrommeln auf der Passarelle zum Musicaltheater, schlang sich über viele Umwege um die Messehallen herum, in denen der Aufbau für die Baselworld bereits (und jeweils bis spät am Abend, gell Unia!) im vollem Gange war.
Das alles für einen Auftritt von vier Minuten
Erstaunlich ist, wie gesittet und diszipliniert die vielen Stammcliquen mit ihren vielen Hundert Mitwirkenden auf der Bühne und den Nebenbühnen sind: Geduldig wartet man, bis der Saal frei wird, auch wenn die streng dreinblickenden Instruktoren bei der Clique zuvor beim Eintrommeln noch eine zweite Wiederholung einfordern. Und wenn sich der Gang zum Auftritt im engen Treppenhaus, das zum ebenso engen Flur zur Bühne führt, staut, dann bleiben die Trommeln und Münder der Wartenden so leise, dass sie das Geschehen auf der Bühne nicht stören.
Dies auch bei der Dernière am Freitag, der nicht nur ein Eintrommeln, sondern auch noch ein Eintrinken bzw. Apéro in einem nahen Cliquenkeller vorangegangen war. Alles klappt wie am Schnürchen, raus auf die Bühne im fröhlichen Fasnachtschaos, dann der Zusammenschluss zum gemeinsamen Arabi, und nach vier Minuten ist alles vorüber.
Rezivilisierung bis zur richtigen Fasnacht
Nun ja. Wirklich vorüber ist es natürlich nicht. Denn nach dem Auftritt bzw. nach den Auftritten trifft man sich oder treffen sich die Ausharrenden (und das sind nicht wenige) zum Stelldichein, zum Bleiben oder Austrinken im Foyer des Musical-Theaters, was die eigentlichen Besucherinnen und Besucher der Vorstellung nach dem Schlussapplaus mit der Situation konfrontiert, dass an den diversen Foyer-Bars kein Durchkommen mehr ist, auch wenn man als erster oder erste aus dem Zuschauerraum geeilt ist.
Es ist unter anderem eben dieses Austrinken nach dem gemeinsamen Auftritt, das viele Stammcliquenmitglieder schätzen. Der Drummeli-Auftritt schweisse zusammen, die eigentliche Fasnacht sei von einem intensiveren Gemeinschaftsgefühl geprägt, sagen viele der Beteiligten. Das mag stimmen. Aber von der Drummeli-Woche muss man sich, sofern man nebenher noch mehr oder weniger normal gearbeitet hat, erst einmal erholen. Sich quasi rezivilisieren, bevor man dann die wirklich drei schönsten Tage im Jahr in Angriff nimmt.
So zumindest ergeht es dem Verfasser dieser Zeilen. Der zwar einige interessante Gerüchte aufgeschnappt hat: zum Beispiel, dass die subversive Sujet-Vorankündigungsaktion fasnachtsleaks.org von den Alte Glaibasler stammen könnte. Mal sehen. Der Dummeli-Auftritt hatte auch beruflich seine praktischen Seiten: So konnte der Berichterstatter sein Interview mit Pia Inderbitzin, Fasnachtscomité-Mitglied, zuständig für die Fasnachts-Nachwuchsförderung und Mitpfeiferin auf der Bühne, vorbesprechen.