Bei Zusammenstössen zwischen pro-russischen und pro-westlichen Demonstranten im ostukrainischen Donezk ist ein Mensch offiziellen Angaben zufolge getötet worden. Mehrere weitere wurden am Donnerstag wegen diverser Verletzungen in einem Spital behandelt.
Insgesamt gingen mehrere Hundert Demonstranten aufeinander los, wie die örtlichen Gesundheitsbehörden weiter mitteilten. Die Polizei versuchte offenbar vergeblich, die beiden Gruppen auseinanderzuhalten. Wie das Todesopfer ums Leben kam, war zunächst nicht klar.
Es ist das erste Mal, dass im Zuge der jüngsten Unruhen in der Ukraine Angaben vorlagen, wonach auch ausserhalb der Hauptstadt Kiew ein Mensch durch die Gewalt ums Leben kam.
Die Lage in der Ukraine hat sich in den vergangenen Tagen auch deshalb zugespitzt, weil auf der Krim am Wochenende ein Referendum über die Zukunft der Halbinsel ansteht. Dabei geht es darum, ob sich die Krim abspalten und Teil Russlands werden soll. Moskau unterstützt diese Bestrebungen.
Der Westen und die ukrainische Übergangs-Regierung in Kiew werfen Russland vor, die Halbinsel am Schwarzen Meer mit Tausenden Soldaten unter Kontrolle gebracht zu haben. Der Westen lehnt einen Anschluss an Russland als völkerrechtswidrig ab.
Sanktionsspirale droht
Deshalb droht eine Sanktionsspirale zwischen Russland und dem Westen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte am Donnerstag in einer Regierungserklärung in Berlin, wenn Russland seinen Kurs fortsetze, wäre dies nicht nur «eine Katastrophe für die Ukraine». Damit schade sich Russland auch ganz massiv selbst, und zwar «ökonomisch wie politisch». Die Kanzlerin bekräftigte den Willen der Europäischen Union zu Sanktionen gegen Moskau.
Merkel sagte weiter: Wenn es «in den allernächsten Tagen» nicht zu Verhandlungen mit Russland komme, die zu Resultaten führten, würden die EU-Aussenminister am nächsten Montag weitere Sanktionen beschliessen. Dazu gehörten Einreise- und Kontensperrungen. Ein militärisches Eingreifen im Krim-Konflikt schloss sie aus.
Die russische Regierung warnte den Westen umgehend vor Wirtschaftssanktionen. Strafmassnahmen gegen Russland würden wie ein «Bumerang» zurückschlagen, teilte Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin mit. Die russische Industrie werde damit höchstens gezwungen, noch besser zu werden und ohne ausländische Produkte auszukommen.
Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin gewarnt, dass Sanktionen immer einen Schaden für beide Seiten bedeuten würden. Putin wies erneut jede Verantwortung Russlands für die Krise zurück. «Ich möchte versichern, dass Russland jene Umstände nicht initiiert hat, mit denen wir heute konfrontiert sind», sagte er am Rande der Paralympics in der Schwarzmeer-Kurstadt Sotschi.
Obama stärkt Jazenjuk den Rücken
Der ukrainische Übergangs-Regierungschef Arseni Jazenjuk stellte der Krim Zugeständnisse in Aussicht. «Als ukrainische Regierung sind wir bereit, einen landesweiten Dialog über die Stärkung der Rechte der Autonomen Republik Krim zu beginnen», sagte Jazenjuk in Washington vor dem «Atlantic Council».
US-Präsident Barack Obama bekräftige nach einem Treffen mit Jazenjuk im Weissen Haus, Russland werde einen Preis zahlen, sollte es in der Ukraine weiterhin internationales Recht brechen. Laut Aussenminister John Kerry sind die USA zu harten Sanktionen gegen Russland bereit.
Militärische Aufrüstung
Die Konfliktparteien demonstrierten derweil Entschlossenheit. Die Ukraine beschloss den Aufbau einer Nationalgarde mit bis zu 60’000 Mann.
Die russische Armee begann am Donnerstag eine Reihe von Manövern mit 8500 Soldaten. Dabei kamen nach Angaben des Verteidigungsministeriums auch Artillerie und Raketenwerfer zum Einsatz. Die russische Luftwaffe schickte zudem sechs Kampfjets und drei militärische Transportflugzeuge zum Verbündeten Weissrussland, ein Nachbarland der Ukraine.