Ein Viertel weniger inländische Spirituosen hergestellt

Die ungünstige Witterung und ein Kirschessigfliegenbefall haben sich negativ auf das Brennjahr 2015/16 ausgewirkt. So wurden mehr als ein Viertel weniger inländische Spirituosen hergestellt als im vorangegangen Brennjahr.

Mit einem alten Lohnbrennergefährt feierte die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV) 2012 in Bern ihren 125. Geburtstag. Fünf Jahre später folgt das Aus: Anfang 2018 geht der Vollzug der Alkoholgesetzgebung auf die Eidgenössische Zollverwaltung über. (Archivbild)

Die ungünstige Witterung und ein Kirschessigfliegenbefall haben sich negativ auf das Brennjahr 2015/16 ausgewirkt. So wurden mehr als ein Viertel weniger inländische Spirituosen hergestellt als im vorangegangen Brennjahr.

Die aus inländischen Rohstoffen hergestellte Menge Spirituosen belief sich auf 12’106 Hektoliter reinen Alkohols, wie dem am Mittwoch veröffentlichten letzten Jahresbericht der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) zu entnehmen ist.

Beim Zwetschgenbrand wurde sogar ein Rückgang um 72 Prozent gegenüber dem vorangegangen Brennjahr verzeichnet. So geringe Mengen sind laut der EAV seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr hergestellt worden. Auch die Produktion von Kirsch nahm um 34 Prozent ab.

Im Gegensatz dazu gewann Kernobstbrand (Äpfel, Birnen) nach einem starken Rückgang im vorherigen Brennjahr wieder leicht an Fahrt und verzeichnete eine Zuwachsrate von vier Prozent.

Importe und Exporte legen zu

Die Spirituosenimporte nahmen 2016 um vier Prozent auf 85’970 Hektoliter reinen Alkohols zu. Das Importvolumen steigerte sich beim Whisky um drei Prozent, beim Wodka um sechs Prozent und beim Rum gar um elf Prozent.

Beim Gin, der auf Platz fünf der Beliebtheitsskala liegt, stieg das Importvolumen um 24 Prozent oder rund 1200 Hektoliter reinen Alkohols. Dieser Trend hält lauf Alkoholverwaltung bereits seit Jahren an.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 3361 Hektoliter reinen Alkohols Spirituosen und alkoholische Erzeugnisse exportiert. Die Exportvolumen erhöhten sich um fünf Prozent.

Die EAV weist für das vergangene Jahr einen Reinertrag von 249,3 Millionen Franken aus. Das waren 1,7 Millionen Franken mehr als in der Rechnung 2015. Der Reinertrag geht zu 90 Prozent an die AHV/IV.

Die Kantone erhalten zehn Prozent, den so genannten Alkoholzehntel, und müssen dieses Geld zweckgebunden für die Bekämpfung der Ursachen und Wirkungen von Suchtproblemen verwenden.

Delsberg empfängt Regie mit eigener Strasse

Die EAV und die Sektion Tabak- und Biersteuer werden ab 2018 unter dem Namen Abteilung Alkohol und Tabak (AAT) zusammengeführt und nach Delsberg JU in einen Neubau umziehen. Die Exekutive der Stadt Delsberg hat die Postadresse der AAT in «Rue de la Régie 18» abgeändert, um die neue Abteilung willkommen zu heissen.

Die Gründung der EAV ging auf die verbreitete Trunksucht zurück, die Massnahmen erforderte. So wurde 1887 in einer Volksabstimmung das Alkoholgesetz gutgeheissen, das den Beginn der Tätigkeit der EAV begründete.

Als 1889 der erste Geschäftsbericht der EAV erschien, steckte sie noch in den Kinderschuhen. Sie war damals auf die administrative Unterstützung anderer Ämter – allen voran der Zollverwaltung – angewiesen, wie Stefan Schmidt, designierter Leiter der AAT im Editorial zum letzten Jahresbericht schreibt.

Fast 130 Jahre später veröffentliche die EAV nun zum letzten Mal ihren Geschäfts- beziehungsweise Jahresbericht. Anfang 2018 geht der Vollzug der Alkoholgesetzgebung auf die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) über. Nun sei die EZV auf die Mitarbeit der EAV angewiesen, damit sie die Vollzugsaufgaben im Bereich der Alkoholgesetzgebung nicht mehr nur unterstützend, sondern in der Hauptverantwortung übernehmen könne. Damit schliesst sich gemäss Schmidt der Kreis.

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