Eine Frau für die Baselbieter FDP

Die Baselbieter Politik war lange Männersache. Nun könnte nach der CVP aber bald auch die FDP von einer Frau geführt werden: von Christine Pezzetta.

Die Baselbieter Politik war lange Männersache. Nun könnte nach der CVP aber bald auch die FDP von einer Frau geführt werden: von Christine Pezzetta.

Im Baselbiet wird eine der undankbarsten Stellen frei: jene des FDP-Präsidenten. Der bisherige Amtsinhaber Michael Herrmann kündigte an der Parteiversammlung vom Mittwochabend an, dass er im Frühjahr 2012 zurücktreten werde. Nun fragt sich, wer sich diesen Job nach ihm antun will.

Eine logische und doch überraschende Variante wäre Christine Pezzetta (44). Logisch, weil die Münchensteinerin Vizepräsidentin ist und vor ihr schon Herrmann vom Vize zum Parteichef befördert worden ist.
Überraschend, weil Pezzetta im Politbetrieb eine der wenigen ist, die das Scheinwerferlicht nicht sucht. «Ich werde mich auch in diesem Fall keinesfalls vordrängen», sagt Pezzetta: «Zuerst muss ohnehin das Anforderungsprofil definiert werden, bevor man über Namen sprechen kann. Das gilt auch für mich.» Wie eine Absage tönt das jedenfalls nicht.

Stückelberger zu grün

Natürlich gibt es aber auch andere Varianten –  Balz Stückelberger zum Beispiel, der Newcomer aus Arlesheim, der gerne eine eigene Meinung vertritt und sich mit seiner offenen Art innert Kürze einen Namen in der Baselbieter Politik gemacht. Der neue Landrat wäre zudem smart genug, um mit der Bürde des FDP-Präsidiums fertig zu werden.

Stückelberger ist «offen für Vieles», wie er sagt. Allerdings weiss er auch selber, dass er in der eher konservativen Baselbieter FDP als Grünliberaler gilt. Oder noch schlimmer: schon fast als Linker. «Vielleicht wäre es besser, jemanden aus der Mitte der Partei an der Spitze zu haben», sagt Stückelberger: «Nach den vielen Diskussionen brauchen wir eine Person, die möglichst integrativ wirkt.» Womit wir wieder bei Pezzetta wären.

Noch-Präsident Michael Herrmann denkt wohl ebenfalls an sie, wenn er ganz allgemein von der Parteileitung spricht: «In diesem Gremium gibt es ein paar interessante Leute, die für meine Nachfolge in Frage kommen.» Näher will er sich nicht äussern: «Die Personalien sind Aufgabe der Findungskommission.»

Richterich hat «genug zu tun»

Weitere interessante Personalien könnten die noch eher jungen Landräte Monica Gschwind (Hölstein) und Christoph Hiltmann (Birsfelden) sein. Daneben hätte wohl auch der abgewählte Landrat Daniele Ceccarelli (Pfeffingen) Zeit für ein neues Amt. Allerdings stünde er kaum für den nötigen Aufbruch. Rolf Richterich wiederum, der bei sämtlichen Spekulationen rund um die Baselbieter FDP immer genannt wird, hat als Fraktionschef schon genug zu tun. «Mehr geht nicht», sagt Richterich.

Damit hat er wohl recht. Denn auf den neuen Präsidenten wird sehr viel Arbeit zukommen. Die einst staatstragende Baselbieter FDP hat in den vergangenen Jahren massiv Stimmen verloren. Bei den Landratswahlen von 1979  brachte sie es noch auf 28 Prozent der Stimmen, vor vier Jahren waren es 21 Prozent und bei den diesjährigen kantonalen Wahlen noch 15 Prozent. Die FDP haderte mit sich und versuchte sich unter Herrmann neu zu positionieren – als pointierte Rechtspartei. Das sorgte auch intern immer wieder für erheblich Ärger.

Nun bräuchte die FDP eigentlich einen Präsidenten, der sie eint und zurück zum Erfolg führt.
Wie das geht, zeigt die Baselbieter CVP mit ihrer neuen Präsidentin Sabrina Mohn. Zuerst eher belächelt, schmiedete sie in der Mitte eine neue Allianz mit der BDP und den Grünliberalen. So entstand eine neue Kraft, über die bei den Gegnern heute niemand mehr lächelt.

Warum sollte Ähnliches nicht auch bei der FDP möglich sein? Ein Mohn-Effekt. Einfach mit Pezzetta, die man möglicherweise ebenfalls allzu lange zu wenig ernst genommen hatte.

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