Eine fünfjährige Odyssee soll über Plastimüll im Meer aufklären

Der Schweizer Katamaran «Race for Water» bereitet sich auf eine Herausforderung vor. Das Solarboot soll die nächsten fünf Jahre die Weltmeere durchkreuzen, um die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik zu erforschen und auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Auch im Meer vor Hawaii schwimmt Plastikmüll. Mit dem Schweizer Katamaran «Race for Water» will eine Stiftung über die Problematik informieren. (Symbolbild) (Bild: sda)

Der Schweizer Katamaran «Race for Water» bereitet sich auf eine Herausforderung vor. Das Solarboot soll die nächsten fünf Jahre die Weltmeere durchkreuzen, um die Verschmutzung der Ozeane durch Plastik zu erforschen und auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

«Das Boot wird eine fünfjährige Odysse zu den Stellen der Weltmeere machen, die am stärksten von Verschmutzung betroffen sind», sagte der Präsident und Gründer der Stiftung «Race for Water» Marco Simeoni der Nachrichtenagentur sda.

Der Lausanner Unternehmer stellte am Dienstag in Paris die lange Reise vor, die er gemeinsam mit dem französischen Segler Gérard d’Aboville absolvieren wird. Letzterer wird Kapitän des Schiffes sein, das den französischen Hafen von Lorient am 9. April verlassen wird.

Berühmt wurde das Boot, weil es unter dem Namen «Planet Solar» um die Welt fuhr – ausschliesslich angetrieben mit Solarenergie. Für die neue Reise wird das Boot jedoch noch einmal komplett überholt.

Zusätzlich zu den mehr als 500 Quadratmetern an Solarmodulen wird es auch ein Wasserstoff-System tragen: Darin wird Meerwasser zunächst entsalzen, dann mittels Solarenergie elektrolysiert zu Sauerstoff und Wasserstoff. Der Wasserstoff dient wiederum der Energiegewinnung, wenn Solarenergie zeitweise knapp wird.

Energiereserve und lautloser Antrieb

«Das wird es uns ermöglichen, eine Energiereserve zu haben, die die sechstägige Autonomie des Schiffs erhöhen wird», sagte Simeoni. Dank dieses Systems werde der Antrieb des Schiffes lautlos sein und es erlauben, die Meeresumwelt ohne Störungen derselben zu untersuchen.

Der Katamaran soll zunächst bei den Bermudainseln den Anker werfen, wo die diesjährige America’s Cup Segelregatta stattfinden soll. Diese Inselgruppe sei «extrem von der Verschmutzung mit Plastik betroffen», so Simeoni. Sie liegt in der Nähe des «North Atlantic Gyre», einen der grossen Ozeanwirbel, der Abfälle im Meer und vor allem Kunststoffe zusammentragen.

Zwei weitere grosse Stationen auf dem Programm für «Race for Water»: Die Olympischen Spiele in Tokio 2020 und die Weltausstellung in Dubai, wo der Katamaran voraussichtlich Ende desselben Jahres eintreffen wird. Bei diesen insgesamt drei Ereignissen hofft Simeoni, möglichst grosse Aufmerksamkeit für das Problem der Ozeanverschmutzung zu gewinnen.

Kampagne gegen Plastikmüll im Meer

Entlang der gesamten Reise sind weitere Stationen geplant, bei denen Schüler und Politiker an Bord begrüsst und für die Problematik des zunehmenden Plastikmülls in den Weltmeeren sensibilisiert werden sollen. «Fünf bis zehn Prozent der weltweiten Plastikproduktion landet jedes Jahr in den Ozeanen. Da diese weltweite Produktion fast exponentiell ist, hört diese Situation nicht auf, sich zu verschlimmern», so der «Race for Water»-Präsident.

Der Katamaran soll den Besuchern auch ein System demonstrieren, wie sich Plastikabfälle in Synthesegas zur Stromerzeugung umwandeln lässt. So sollen Kunststoffe weiterverwertet werden anstatt im Meer zu landen. «Heute haben wir bereits ein Kilo Plastik im Meer pro fünf Kilo Fisch, bis 2050 werden beide gleichauf liegen», warnte er.

An Bord sollen auch wissenschaftliche Teams arbeiten. «Das sind Forschende von mehreren europäischen Universitäten. Sie werden die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Meeresumwelt und den Verfall von Kunststoff im Wasser über die Zeit erforschen.», so Simeoni. Das werde den Katamaran zu einer «aussergewöhnlichen Forschungsplattform» machen.

Kunststoffabfälle stellen ein echtes Problem für die Weltmeere dar. Sie können jahrelang im Ozean treiben und sich in grossen Wirbeln sammeln. Ihr Nachweis ist komplex, weil sie zu immer kleineren Partikeln zerrieben werden und mit dem blossen Auge nicht mehr sichtbar sind. Dieses Mikroplastik kann von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen werden und so in die Nahrungskette gelangen.

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