Eine Galeristin mit langem Atem

Seit 30 Jahren führt Gisèle Linder ihre Galerie an der Elisabethenstrasse. Es ist Zeit zu feiern.

Ein Frau mit Leidenschaft für die Kunst: Galeristin Gisèle Linder. (Bild: Nils Fisch)

Seit 30 Jahren führt Gisèle Linder ihre Galerie an der Elisabethenstrasse. Es ist Zeit zu feiern.

Links eine Bank, rechts eine Bank, dazwischen eine Galerie. Ein guter Ort, um Kunst zu verkaufen, denkt man spontan. Verkehren hier doch die Leute mit Geld. Laufkundschaft jedoch gibt es fast nicht mehr im Kunstgeschäft. Das weiss auch Gisèle Linder, die ihre Galerie seit nunmehr 30 Jahren an der Elisabethenstrasse 54 in Basel führt.

Man schrieb das Jahr 1984, als die damals 38-Jährige ihre Galerie eröffnete. Ein paar Jahre zuvor war die Westschweizerin aus Le Locle via Aufenthalt in England nach Basel gezogen – «der Liebe wegen», wie sie sagt. Sie arbeitete bei einem der damals grossen chemischen Unternehmen, hatte aber ein Faible für Kunst. Schon eine Zeitlang hatte sie in ihrer Wohnung Kunstwerke verkauft und war auf den Geschmack gekommen.

Linder wagte das Experiment Galerie – und es klappte. Und zwar so gut, dass sie in Basel eine der wenigen Galerien ist, die bis heute überlebt haben. Mit einer Ausstellung mit Werken von Daniel Gaemperle startete sie, und wer nun ihre Galerie besucht, der kann an einer langen Reihe von Ordnern im Regal sehen, dass seither sehr viele Ausstellungen realisiert wurden. Mit Gaemperle arbeitet die Galeristin nicht mehr – «so ist das, Künstler kommen und gehen», erklärt sie. Sie zeige, was ihr gefalle, das sei immer so gewesen. «Schliesslich muss ich dahinterstehen können, was ich verkaufe», sagt sie. «Es gibt auch einiges, was ich heute nicht mehr zeigen würde. Aber Fehler macht man halt.»

Konzeptuelle, auch konstruktive Kunst gefiel ihr immer, etwa von François Morellet. Mit der Zeit fing dann die Fotografie an, sich in ihr Portefeuille zu schleichen. Ihr Programm ist international ausgerichtet, aber es finden sich auch einige regionale Künstler darin. Werner von Mutzenbecher beispielsweise, Renate Buser, Clare Kenny oder Serge Hasenböhler.

Galerie mit Frischluftzufuhr

Meistens sitzt Gisèle Linder an ihrem Bürotisch, den man von der Tür aus nicht sieht, wenn man ihre Galerie betritt. Ein kleiner Raum mit Blick auf einen kleinen Innenhof. An diesen grenzt ein weiterer Raum ihrer Galerie – einer mit Frischluftzufuhr, ein Balkon schon fast, den sie ebenfalls mit Kunstwerken bestückt. Hat sie nie Probleme gehabt damit, Kunst ist doch bekanntlich sehr fragil? Linder verneint – nur einmal, da sei das Wetter etwas sehr wild gewesen. Aber selbst da sei nichts Ernsthaftes passiert.

Es hat sich auch noch nie ein Künstler verweigert, wenn es darum ging, hier draussen seine Werke zu platzieren. Beim Untergeschoss sei das hingegen schon passiert, erzählt Linder: «Das war wohl zu wenig glamourös.» Dabei bietet sich in diesem kleinen Raum gerade jungen oder unbekannten Kunstschaffenden eine gute Möglichkeit, erstmals ihre Kunst zu präsentieren. Aktuell etwa kann man dort Werke von Christoph Eisenring sehen. Linder waren die Arbeiten des jungen Winterthurers im letzten Herbst erst an der Master-Diplom-Ausstellung der Hochschule für Gestaltung und Kunst in der Kunsthalle Basel aufgefallen.

Viele Künstler entdeckt sie auf diese Weise, bei Ausstellungsbesuchen. Atelierbesuche mache sie weniger – zu wenig vielleicht, meint sie. «Denn ich liebe das Gespräch mit Künstlern.» Sie wolle die Geschichten hinter den Arbeiten kennenlernen, das finde sie spannend.

Lieber Galerie als Messen

Seit 26 Jahren ist Gisèle Linders Galerie fester Bestandteil der «Art Basel». «Beim ersten Mal hatte ich einen ganz kleinen Stand an einer Wand», erzählt sie. Mit der Zeit wuchs dieser an, wie auch die ganze Messe wuchs. Und dieses Jahr wird er gleich noch mal etwas grösser, sagt sie. Es gehe ihr bei der Teilnahme vor allem um die Künstler, die grossen Wert darauf legen, dass ihre Werke an der Messe gezeigt werden: «Und weil ich ‹meine› Künstler nie zufällig auswähle und sie über Jahre hinweg begleite, leiste ich mir ihnen zuliebe einen repräsentativen Stand.»

Die Galerietätigkeit sei ihr aber immer noch lieber als eine Messe. «Ich mag die Intimität», sagt sie. Deshalb denkt sie auch noch lange nicht ans Aufhören. «Meine Welt ist hier – mit den Kunstwerken in diesen Räumen.»

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Feiern wird Gisèle Linder ihr Jubiläum am 24. August, dem exakten Geburtstag ihrer Galerie.

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