Eine Gehirnhälfte der Delfine bleibt immer wach

Wenn Delfine schlafen, dann nur halb: Eine Gehirnhälfte der Meeressäuger ist stets wach. Das ist wichtig, damit die Tiere nicht im Schlaf ertrinken. Einer neuen Studie zufolge ermöglicht ihnen der „Halbseitenschlaf“ vermutlich aber auch, tagelang wachsam zu bleiben.

Delfine bleiben tagelang ununterbrochen wachsam (Archiv) (Bild: sda)

Wenn Delfine schlafen, dann nur halb: Eine Gehirnhälfte der Meeressäuger ist stets wach. Das ist wichtig, damit die Tiere nicht im Schlaf ertrinken. Einer neuen Studie zufolge ermöglicht ihnen der „Halbseitenschlaf“ vermutlich aber auch, tagelang wachsam zu bleiben.

Delfine können mindestens 15 Tage hintereinander ununterbrochen wachsam sein, berichten US-Forscher im Fachmagazin „PLoS ONE“. In der freien Natur könnten die Tiere auf diese Weise wahrscheinlich mit ihren Artgenossen zusammenbleiben und allzeit mögliche Feinde in der Umgebung wahrnehmen.

Die Wissenschaftler hatten in Versuchen festgestellt, dass die Tiere über Tage kontinuierlich Echolot-Signale aussenden und Objekte aufspüren können. Vermutlich ist diese Fähigkeit der Tatsache zu verdanken, dass die Hirnhälften von Delfinen sich beim Schlafen abwechseln, die Tiere also quasi immer halbwach sind.

Suchspiel im Meerwasserbassin

Delfine nutzen ähnlich wie Fledermäuse ein Echoortungssystem, um sich ein räumliches Bild von ihrer Umgebung zu machen. Die Wissenschaftler um Brian Branstetter von der National Marine Mammal Foundation in San Diego (US-Staat Kalifornien) wollten wissen, ob das auch über lange Zeiträume möglich ist.

Also untersuchten sie dies mit Hilfe von zwei Grossen Tümmlern (Tursiops truncatus), einem 30 Jahre alten Weibchen und einem 26-jährigen Männchen. Sie liessen die Tiere einzeln in einem Meerwasserbassin schwimmen, in dem die Delfine per Echoortung bestimmte Ziele auffinden mussten. Gelang ihnen das, wurden sie mit einem Fischhappen belohnt.

Fünf Tage Echoortung

Beide Tiere erledigten diese Aufgabe fünf Tage lang. Sie zeigten dabei allenfalls leichte Ermüdungserscheinungen. Insgesamt war die Leistung mit einer Trefferquote von 75 bis 86 Prozent bei dem männlichen und von 97 bis 99 Prozent bei dem weiblichen Delfin aber sehr gut. Jedes Tier machte drei fünftägige Tests.

Vor allem das Weibchen habe die Versuche begeistert und hochmotiviert absolviert, berichten die Forscher. Es habe zum Teil sogar mit „Sieges-Quiekern“ auf richtige Treffer reagiert. Die Forscher entschlossen sich daraufhin, dass weibliche Tier in einem weiteren Versuch noch über einen längeren Zeitraum zu testen.

Nach 15 Tagen mussten sie den Versuch allerdings wegen eines aufziehenden Sturms abbrechen. Bis dahin hatte das Weibchen kontinuierlich Klicklaute ausgestossen und seine Aufgabe fast perfekt erfüllt.

Dank Halbseitenschlaf permanent wach

Die Forscher vermuten, dass die Delfine aufgrund ihres „Halbseitenschlafs“ so lange aufmerksam bleiben können. Dieser habe sich vermutlich entwickelt, damit die Meeressäuger auch im Schlaf an die Wasseroberfläche auftauchen und Luft holen können.

Dass er auch die langfristige Wachsamkeit der Delfine sichere, sei mit ihren Experimenten nicht bewiesen. Dazu müssten Versuche vorgenommen werden, bei denen parallel zu den Tests Hirnströme gemessen werden.

Aus menschlicher Sicht erscheine die Fähigkeit zur tagelangen, ununterbrochenen Wachsamkeit extrem, schreiben die Forscher. Für die Delfine sei dies jedoch ziemlich normal und unspektakulär. Schliesslich garantierte ihnen diese Eigenschaften das Überleben.

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