Er war der Beweis dafür, dass man sich in der Rockmusik nicht verstecken musste, wenn man auf Coverversionen abonniert war: Joe Cocker (70). Mit seinem einzigartigen Gesangsstil veredelte er Songs der Beatles oder von Randy Newman.
Er lancierte seine Karriere «with a little help from his friends»: Joe Cocker. Der britische Sänger wurde mit seiner Interpretation des Beatles-Songs unsterblich und erlangte mit seinem Auftritt am Woodstock-Festival Weltruhm. Gemäss Informationen des britischen Senders «ITV» ist Cocker heute seiner Erkrankung an Lungenkrebs erlegen. Er wurde 70 Jahre alt. Mit diesen 7 Liedern werden wir uns immer an ihn erinnern.
1. With A Little Help From My Friends, 1968
«What would you do, if I sang out of tune?», frug Ringo rhetorisch in der ersten Strophe des Originals. Der Beatles-Schlagzeuger lieferte «With A Little Help From My Friends» fade gesungen ab, das Stück markierte den Tiefpunkt des ansonsten grossartigen «Sgt. Pepper’s»-Albums. Zu unserem Glück erkannte 1968 der damals unbekannte Brite Joe Cocker das Potenzial des Liedes: Er verwandelte das schläfrige 4/4-Original in eine mitreissende Hippie-Hymne im 6/8-Takt.
Seine Schreigesänge reicherte er mit Frauenchörli, wummernden Orgeln und singenden Gitarren an (gespielt von Zeppelins Jimmy Page). Joe Cocker lancierte damit eine Weltkarriere. Und machte aus dem Lied einen Hitparaden-Klassiker. Für einmal war das erfolgsverwöhnte Komponisten-Duo Lennon/McCartney tatsächlich auf «a little help from a friend» angewiesen.
2. She Came In Through The Bathroom Window, 1969
Noch einen söttigen. Hat sich Cocker wohl gedacht. Und nach «With A Little Help…» einen weiteren Beatles-Song gecovert – erneut mit Erfolg. «She Came In Through The Bathroom Window» (zu finden auf «Abbey Road») veredelte er wenige Wochen nach dem Erscheinen des Originals dermassen brillant, dass uns seine Version bis heute stärker haften geblieben ist. Allein dafür hat er unseren ewigen Respekt verdient.
3. The Letter, 1970
Eine der Perlen, die man bei Tischgesprächen über Joe Cocker stets allzu gerne zu erwähnen vergisst: «The Letter», im Original von der US-amerikanischen Band The Box Tops. Cocker verwandelte sie in eine herrliche Hippie-Hymne, voller Soul, Horns und Honky-Tonk-Piano. Von allen 52 bekannten Coverversionen, die allein von diesem Song registriert worden sind, wurde seine die erfolgreichste. Einmal mehr.
4. You Are So Beautiful, 1975
Nochmals die Beatles, aber nur am Rande. Deren Orgelspieler im Hintergrund, Billy Preston, hat 1974 «You Are So Beautiful» aufgenommen (with a little help von Beach Boy Dennis Wilson). Einmal mehr zeigte sich danach, auf welch sensationelle Weise sich dieser Joe Cocker ein Stück aneignen konnte, die gefühlvolle Spannbreite seines Gesangs – von sensitiv bis kraftvoll. Das gelang ihm mit dieser Ballade so überzeugend, dass viele heute noch meinen, er habe diese selbst geschrieben.
5. Up Where We Belong, 1982
In den 80er-Jahren schaffte Cocker, was viele nicht für Möglichkeit gehalten hatten: ein Comeback. Wie Tina Turner, eine Soullady im Geiste, musste auch er in den 70er-Jahren untendurch, nachdem er in der Dekade zuvor ganz oben angekommen war. In seinem Fall war der kommerzielle Absturz durch seine Suchtkrankheit forciert worden: Cocker hatte ein heavy Alkoholproblem, war als schwerer Trinker nicht immer imstande, ein Konzert professionell durchzuziehen. Wer ihn deshalb aber abgeschrieben hatte, erlebte in den 80ern ein furioses Comeback: Zunächst in Form dieses Duetts mit Jennifer Warnes, für den Film «An Officer And A Gentleman» geschrieben.
6. You Can Leave Your Hat On, 1986
Ebenfalls durch einen Film bekannt und noch unvergesslicher geblieben: «You Can Leave Your Hat On». Kim Basinger strippte, Mickey Rourke liess sich verführen. «9 1/2 Weeks» dauerte ihre cineastische Affäre, noch stärker als Rourkes Blick auf Basingers Dessous blieb aber der Gesang von Joe Cocker haften.
«You Can Leave Your Hat On», 1972 von Randy Newman geschrieben, wurde dadurch zu dem Klassiker für jegliche Striptease-Szenen. So auch 1997 in der britischen Komödie «The Full Monty». Darin allerdings von Tom Jones interpretiert – und von einem eher peinlichen Eurobeat unterlegt. Cockers Version ist im Vergleich dazu ziemlich unschlagbar.
7. Unchain My Heart, 1987
Zum Abschluss dieser Liste noch diese Nummer, die uns 1987 auch in der Schweizer Hitparade entgegen röhrte. «Unchain My Heart». Mit dieser entfesselnden Nummer demonstrierte Cocker eindrücklich, wie stark er die afroamerikanische Kultur verinnerlicht hatte. Er mochte als weisser Arbeitersohn 1944 in Sheffield (UK) zur Welt gekommen sein, seine Seele schien aber so schwarz wie seine Stimme. Den Ray-Charles-Klassiker jedenfalls hat keiner so eingängig neu vertont wie er.