Zwölf junge Fischadler sind aus Deutschland und aus Norwegen in den Kanton Freiburg gebracht worden, wo sie beim Gefängnis Bellechasse aufgezogen werden. Vergangenes Jahr waren die ersten Fischadler-Jungvögel in die Schweiz gebracht worden.
Am Montag trafen einige der kleinen Raubvögel mit einem direkten Flug aus Oslo in der Schweiz ein, wie Wendy Strahm sagt. Sie ist Biologin und Koordinatorin des Projektes des Westschweizer Vereins «Nos Oiseaux».
Aus Ostdeutschland holte Strahm weitere junge Fischadler in die Schweiz. Sie und Denis Landenbergue – ebenfalls Mitglied der Steuerungsgruppe für die Wiedereinführung der Fischadler – waren dafür eine ganze Nacht durchgefahren.
Das sei zwar anstrengend gewesen, sagte Strahm. Einfacher machte es allerdings die Tatsache, dass die Vögel während der Fahrt schliefen. Lang und kompliziert sei jedoch der Grenzübertritt in Basel gewesen.
Weissfisch als Futter
Die Biologin erwartet, dass acht der Jungvögel männlich sind und vier weiblich. Das Geschlecht sei aber noch schwer zu bestimmen. Die jungen Fischadler sind fünf bis sechs Wochen alt und werden frühestens in einem Monat fliegen. Auf dem Gelände von Bellechasse bei Sugiez FR werden sie mit Weissfisch gefüttert.
Die ersten jungen Fischadler, die im vergangenen Jahr aus Schottland in den Kanton Freiburg gekommen waren, sind im vergangenen September ausgeflogen. Die Zugvögel, die erwachsen eine Flügelspannweite bis von bis zu 170 Zentimetern erreichen können, machten sich auf den Weg nach Westafrika.
Zwei von ihnen sind unterwegs gegen Starkstromleitungen in der Schweiz gestossen. Ein weiterer wurde von einem Wilderer in Algerien verletzt – und überlebte nur mit viel Glück, wie Strahm sagt. Jemand habe das beringte Tier gefunden und zu einem Tierarzt gebracht. Der Greifvogel erholte sich und nahm den Flug wieder auf.
Als Erwachsene zurückerwartet
Doch nicht nur Stromleitungen oder Wilderer können den jungen Fischadlern gefährlich werden, sondern auch Irrwege oder Stürme über dem Mittelmeer oder über der Sahara.
In vier Jahren, wenn die Fischadler erwachsen sind, werden sie am Murtensee zurückerwartet. Fischadler bleiben ihrer Heimat treu und kehren in das Gebiet zurück, in dem sie sich das erste Mal in die Luft geschwungen haben.
Den Nistplatz wählt jeweils das Männchen aus, bevor es sich ein Weibchen sucht. Manche Paare warten aber lange damit, sich fortzupflanzen, weil sie keinen guten Brutplatz gefunden haben. Als Abhilfe werden von den Projektverantwortlichen deshalb am Murtensee ausgewählte hohe Bäume bezeichnet und zum Nisten eingerichtet.
Fischadler wieder ansiedeln
Der Verein «Nos Oiseaux» möchte Fischadler in der Schweiz wieder ansiedeln. Deshalb will er fünf Jahre lang jährlich zwölf Jungvögel ins Land holen. Der Ort der Wiederansiedlung wurde wegen der Ruhe ausgewählt. Denn aus Sicherheitsgründen ist der Zutritt zu den 350 Hektaren Land von Bellechasse für die Öffentlichkeit verboten.
Fischadler (Pandion haliaetus) brüteten in der Schweiz 1914 zum letzten Mal. Wilderer und Eiersammler waren der Grund, dass die Raubvögel danach aus dem Land verschwanden. Im dünn besiedelten Norden Europas konnte die Art sich dagegen halten.