In der Halle des Gundeldinger Felds entsteht ein «Creative Working Space», mit dem die Firma Launchlabs urbane Arbeitsformen ins Gundeli holen möchte: In der ehemaligen Maschinenfabrik Sulzer Burckhardt sollen sich in Zukunft moderne Lebens- und Arbeitsformen mischen.
Kurz nach dem Umbau: Auf halber Höhe untergebracht sind ein grösseres Besprechungszimmer und ein kleinerer Meetingraum.
Sehr büromässig sieht der neue «Working Space» nicht aus. Einzig der ursprüngliche Verwaltungsraum an der Hallenseite vermittelt den Eindruck eines Büros. In der gut beleuchteten Halle stehen mehrere Tische für Einzelpersonen und Teams, dazwischen Grünpflanzen. An der Wand ist eine kleine Kaffeeküche eingebaut. In einem Einbau sind auf halber Höhe ein grösseres Besprechungszimmer und ein kleinerer Meetingraum untergebracht, obendrauf befindet sich eine Erholungszone mit bunten Sitzsäcken und Kunstrasen.
Wer zum Arbeiten in die Halle kommt, kann sich einen Arbeitsplatz oder einen Besprechungsraum mieten, für einen halben oder ganzen Tag, eine Woche, ein Meeting, einen Event. Gratis gibt es Kaffee und WLAN. Wer möchte, kann sich auch eine Art Spind mieten. Abgebucht wird bequem über Kreditkarte.
Die offizielle Eröffnung des Kreativarbeitsplatzes ist erst am 21. November, ein Teil der festen Arbeitsplätze im abgetrennten Bereich, die sogenannten «Inseln», ist jedoch bereits vermietet. Dort arbeiten ein IT-Startup, eine Journalistin, die beiden Gründer von «Launchlabs Basel» und das Architektentrio Stereo-Architektur, das an der Konzeption der Halle beteiligt war. Auch in den restlichen Räumen herrscht schon Betrieb. Eine Treppe höher im Besprechungsraum befindet sich eine Gruppe Jugendlicher mit einem Projekt des Bürgerspitals.
Spezialgebiet innovative Ansätze
Von den Betreibern angestrebt ist eine Mischung aus Einzelpersonen, Freiberuflern, Teams und Konzernkunden. «Wir achten sehr auf Durchmischung», stellt Geschäftsführer Andreas Erbe klar. Innovation ist für ihn «am meisten getrieben von unplanbaren Begegnungen».
Andreas Erbe weiss, wovon er spricht. Innovative Arbeitsansätze sind sein Spezialgebiet, wie auch die Räume, in denen sie stattfinden sollen. Vergnügt erzählt er von einem Projekt, bei dem er geholfen hat, den Lieferprozess einer deutschen Telefonfirma zu verbessen – indem er das Management mit einem Router per Taxi zum Kunden schickte, um dort die Telefoninfrastruktur zu installieren. Zuletzt war er als Experte für Veränderungsprozesse für die Swisscom tätig und baute dort erfolgreich ein Innovationscenter auf. Mit der Erfahrung, dass es «einem Prozess schon gut tun kann, woanders zu sein», machte er sich selbständig, seine Swisscomkollegin Tiziana Meletta zog mit.
«Räume sind die vergessenen Hebel der Veränderung»
«Wir hatten da den Finger auf etwas draufgelegt. Räume sind die vergessenen Hebel der Veränderung», sagt Erbe und holt ein wenig aus: Der Gedanke komme, wie so vieles, aus dem Silicon Valley. Dort werde innovativer gearbeitet, auch mit Räumen. Ein Beispiel dafür sei Google, wenngleich er persönlich das Raumkonzept der Internetfirma für nicht ganz so gut halte. Zu oft würden Räume nach Effizienzkriterien gestaltet. Nach baulichen Vorgaben, Heizungseffizienz, Raumausnutzung. Das ersticke den kreativen Prozess. Für die Arbeitsform der Zukunft brauche es andere Räume.
Neben der klassischen Arbeit im Büro und dem Heimarbeitsplatz entstehe ein dritter Arbeitsplatz, ein «Third Working Space». Ein Ort, den man allein oder als Team für einen begrenzten Zeitraum aufsuchen kann, etwa für ein Strategiemeeting, zur Teamentwicklung oder zur Planung von Projekten. Launchlabs wird dazu bei Bedarf kompetentes Eventmanagement, Beratung, Begleitung und Coaching anbieten.
Noch ist die Halle nicht ganz fertig eingerichtet. An den Tischen auf der Hallenebene fehlt noch der Stromanschluss, an der Akustik wird noch getüftelt, ein Teil der Hallenwand soll begrünt werden und bis spätestens im Sommer sollen die Hallenfenster überarbeitet werden. Auch der Aussenbereich wartet noch auf eine Neugestaltung.
Konzept: es bleibt bunt
Das Einrichtungskonzept ist durchdacht. Alle Gegenstände auf der Hallenebene können schnell und problemlos weggeräumt werden, selbst die grossen Pflanzenkübel in der Mitte haben Rollen.
Denn thematisch wird es gemäss dem Konzept von Launchlabs bunt bleiben in der Querfeldhalle. Bestehende Projekte wie der Zirkusschule Basel und das Cinema Querfeld werden integriert. Derzeit probt in der Halle unter anderem die benachbarte Tangoschule, es gab bereits eine Fotoausstellung, weiter geplant sind Events wie die Übertragung eines Champions-League-Spiels, die Halle kann auch weiter für Veranstaltungen gemietet werden.
Sehr entgegen kommt Tiziana Meletta und Andreas Erbe die Einbindung in den Mikrokosmos auf dem Gundeldinger Feld. «Besser hätten wir uns das nicht wünschen können, es ist einfach alles schon da», sagen sie. Die einzige Sorge – die um einen neuen Betreiber des angrenzenden «eo ipso» – habe sich kürzlich erledigt, und die Nachbarschaft zur Brauerei Unser Bier sei einfach unbezahlbar: «Es gibt immer Bier und es ist immer kalt», sagt Andreas Erbe grinsend.
Allzugrosse Sorgen, dass in der Querfeldhalle nur noch stur malocht wird, braucht man wohl nicht zu haben.