Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern ist 2016 über die ganze Schweiz betrachtet stabil geblieben: Die Verweildauer von Inseraten auf Onlineverkaufsportalen stieg im gleichen Mass wie das Angebot an. Allerdings haben sich innerhalb des Landes die Extreme verschärft.
Wer in Zürich ein Haus kaufen will, muss sich noch stärker ranhalten: Ein inseriertes Durchschnittshaus ist im Schnitt nach 56 Tagen weg. 2015 hatten Interessierte noch sieben Tage mehr Zeit.
Aktuell könne von einer «Einfamilienhaus-Knappheit» in Zürich gesprochen werden, schreibt Homegate in einer Mitteilung vom Mittwoch. Das Immobilienportal hat in Zusammenarbeit mit dem Immobilieninstitut der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) die auf Schweizer Onlinemarktplätzen ausgeschriebenen Einfamilienhäuser analysiert.
Im Tessin geht es demnach auf dem Häusermarkt entspannter zu und her: 140 Tage lang sind Einfamilienhäuser dort ausgeschrieben, zweieinhalb mal länger als in Zürich und nochmals 21 Tage mehr als im Vorjahr.
Entspannung im Süden und Westen
In der ganzen Schweiz wurden 2016 gut 30’300 Einfamilienhäuser ausgeschrieben, 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig dauerte es im Schnitt 6 Prozent länger, bis ein Käufer gefunden war. Die Zunahme der Verweildauer der Inserate bei grösserem Angebot lasse auf eine konstante Nachfrage nach Einfamilienhäusern schliessen, schreibt Homegate.
Dabei entspannte sich der Markt im Süden und Westen der Schweiz. Neben dem Tessin sind auch in Genf (+5 Tage auf 120 Tage Insertionsdauer) und in der Region Waadt/Wallis (-5 Tage auf 113) Einfamilienhäuser deutlich über 100 Tage lang auf dem Markt.
In der Innerschweiz findet sich ein Hauskäufer im Schnitt nach 95 Tagen (+7), im Espace Mittelland (-4) und in der Nordwestschweiz (+5) nach 86 Tagen. Die interessanteste Entwicklung attestieren die Studienautoren der Ostschweiz: Dort kamen 19 Prozent mehr Einfamilienhäuser auf den Markt. Trotzdem waren die Immobilien mit einer Inserate-Verweildauer von 83 Tagen jeweils vier Tage schneller weg als noch im Vorjahr.
Zentren und suburbane Gemeinden gefragt
Unterschiede finden sich nicht nur nach Regionen. In Zentren und suburbanen Gemeinden sind Einfamilienhäuser besonders gefragt. Dabei bilden letztere mit fast 30 Prozent der untersuchten Inserate den grössten Markt.
In den suburbanen Gemeinden sind insbesondere kleinere und günstigere Einfamilienhäuser stark gesucht. Häuser mit weniger als 5.5 Zimmern und mit einem Kaufpreis von unter einer Million waren schweizweit im Schnitt 92 Tage lang ausgeschrieben, deutlich kürzer als grössere und teurere Häuser mit 123 Tagen.
Am günstigsten kommen dabei Hauskäufer im Espace Mittelland weg, wo sie im Schnitt 5000 Franken pro Quadratmeter hinblättern müssen. In Genf dagegen kostet ein Quadratmeter im Schnitt 10’500 Franken. In Zürich liegen die Preise trotz des Nachfrageüberhangs mit 8100 Franken unter der 10’000-Franken-Grenze.
HWZ-Professor Peter Ilg führt in der Mitteilung die teilweise steigende Nachfrage nach Einfamilienhäusern – im Vergleich zur eher sinkenden Nachfrage nach Eigentumswohnungen – auf ein Aufleben der traditionellen Familienmodelle zurück. So sei die Geburtenziffer in der Schweiz seit 2001 kontinuierlich angestiegen, auch die Eheschliessungen zeigten eine leicht steigende Tendenz. Das beflügele naturgemäss die Nachfrage nach Einfamilienhäusern.