Einigung im Konflikt um Zürcher Zara-Baustelle

Auf der Baustelle des neuen Zara-«Flagshipstores» an der Zürcher Bahnhofstrasse wird nach zweiwöchigem Unterbruch seit heute wieder gearbeitet. In der Nacht zuvor haben die Gewerkschaft Unia und das Bauunternehmen Goa Invest S.A. den Arbeitskonflikt beigelegt.

Die Zara-Baustelle am ehemaligen "Bally-Haus" in Zürich (Archiv) (Bild: sda)

Auf der Baustelle des neuen Zara-«Flagshipstores» an der Zürcher Bahnhofstrasse wird nach zweiwöchigem Unterbruch seit heute wieder gearbeitet. In der Nacht zuvor haben die Gewerkschaft Unia und das Bauunternehmen Goa Invest S.A. den Arbeitskonflikt beigelegt.

Die Goa Invest übernimmt gemäss einer schriftlichen Vereinbarung die Verantwortung für die Subunternehmen, wie Roman Burger, Geschäftsleiter der Unia Region Zürich-Schaffhausen, vor den Medien sagte. Sie stelle sicher, dass die geltenden Verträge bis zum Abschluss der Bauarbeiten eingehalten würden.

Einige Subunternehmen hätten bereits mit Lohnnachzahlungen begonnen. Damit auch sicher alle Arbeiter zu ihren korrekten Löhnen kommen, wurde ein Sperrkonto mit 450’000 Franken eingerichtet. Die Höhe des Betrags zeige den Umfang der Verstösse, sagte Burger. Einzelne Arbeiter hätten Anspruch auf ein paar tausend Franken Nachzahlung.

Als Zeichen dafür, dass es seine soziale Verantwortung wahrnehmen wolle, sicherte das Bauunternehmen ausserdem eine Spende von 150’000 Franken an das Hilfswerk Solidar zu. Die Vereinbarung enthält zudem für die gesamte verbleibende Bauzeit Kontrollmechanismen.

Lohndumping

Auf der Zara-Baustelle sind rund 100 Bauarbeiter aus Spanien beschäftigt. Vor zwei Wochen hatte die Unia die Einstellung der Arbeiten veranlasst, nachdem Fälle von schwerem Lohndumping bekannt geworden waren: Zum Teil erhielten die Bauarbeiter Löhne von 900 bis 2000 Franken bei bis zu 60 Wochenarbeitsstunden.

Die Konflikt-Lösung gelang nun mit der Vereinbarung mit Goa Invest. Das spanische Bauunternehmen ist eine Tochter der spanischen Inditex. Es baut weltweit Läden für die Modekette Zara, ebenfalls eine Tochter der Inditex. Die Besitzerin der Liegenschaft in Zürich, PSP Property, war laut Burger nicht an der Vereinbarung beteiligt.

Missstände in immer mehr Branchen

Der Lohndumping-Fall auf der Zara-Baustelle ist nur ein Beispiel dafür, wie Schweizer Arbeitsbedingungen systematisch unterlaufen würden, betonte Burger. Betroffen seien bei weitem nicht nur Baustellen, die Missstände breiteten sich auf immer mehr Branchen aus. Die flankierenden Massnahmen zum Schutz der Schweizer Löhne würden damit ausgehebelt.

Weder auf Bundes- noch auf kantonaler Ebene werde das Problem mit der nötigen Entschlossenheit angegangen, kritisierte Burger. Im Gegenteil, die aktuellen flankierenden Massnahmen würden gar in Frage gestellt.

Kantonale Volksinitiative

Zwar gebe es durchaus Kontrollorgane, ihnen fehlten aber griffige Instrumente, um die geltenden Regelungen durchzusetzen. Diese Instrumente will die Gewerkschaft ihnen jetzt mit Hilfe einer kantonalen Volksinitiative gegen Lohndumping in die Hand geben. Noch diese Woche werde man den Initiativtext zur Prüfung einreichen.

Bei dringendem Verdacht auf Lohndumping kann gemäss Initiative das zuständige Kontrollorgans die sofortige Einstellung der Arbeit beantragen. Bevor die Arbeit wieder aufgenommen werden kann, muss entweder nachgewiesen sein, dass alles korrekt läuft, oder die Nachzahlung der korrekten Löhne muss sichergestellt sein.

Auch künftig werde mit Augenmass vorzugehen sein, sagte Burger. Wenn nötig, sei es aber möglich, rasch zu reagieren. Heute könnten Massnahmen der Kontrollorgane von den fehlbaren Unternehmen monate- und jahrelang verzögert werden.

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