Einmaleins des Libertarismus

Alex Goldberg, eine libertarische Stimme in der linken Hochburg San Francisco Letztes Wochenende war ich zelten im Big Basin State Park. Viele Kalifornier lieben das temporäre Leben unter freiem Himmel in der Natur. Da können sie richtig abschalten, behaupten sie. Zwei Freunde hatten mich eingeladen. Und unter den Gästen war auch Alex Goldberg (36). Alex […]

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Alex Goldberg, eine libertarische Stimme in der linken Hochburg San Francisco

Letztes Wochenende war ich zelten im Big Basin State Park. Viele Kalifornier lieben das temporäre Leben unter freiem Himmel in der Natur. Da können sie richtig abschalten, behaupten sie. Zwei Freunde hatten mich eingeladen. Und unter den Gästen war auch Alex Goldberg (36). Alex fiel mir auf, weil er, an niemanden im Besonderen gerichtet, öfters betonte,  dass er gerne zelte. Abends sassen wir alle zusammen ums Lagerfeuer und Alex holte seine Nachtsicht-Ferngläser hervor.  Und ehe ich mich’s versah, zeigte Alex meinem Nachbarn ein Foto seines AR 15 Sturmgewehrs auf seinem Iphone. Ich schnappte Stichworte auf wie «Selbstverteidigung» und «individuelle Freiheit». Ein Waffenbesitzer, der libertäre Ideen verbreitet, inmitten dieser Gruppe linker San-Francisco-Hipster machte mich neugierig!

Alex stammt aus einer Zionisten-Familie aus New Jersey. Heute arbeitet er im Silicon Valley für ein Gaming-Startup. Er bezeichnet sich als «Libertarian». Als solcher ist er ein Anhänger von Ron Paul, Sie erinnern sich, nebst Romney der letzte verbliebene republikanische Präsidentschaftskandidat im Rennen.  Alex hat für Paul, der heuer seine dritte Präsidentschaftskandidatur bestreitet (1988, 2008), nur Lob übrig: «Ein grossartiger Staatsmann», schwärmt Alex, «der als einer der einzigen Politikern nicht „flip-flopped“, also plötzlich die entgegengesetzte Meinung vertritt. Zwischen Obama und Romney sehe ich keinen Unterschied. Es ist Hans was Heiri. Ron Paul wird es wohl kaum auf den Stimmzettel schaffen. Weshalb ich zu meiner eigenen Belustigung Kermit the Frog auflisten werde.»

Wieder zurück in San Francisco, treffe ich Alex, um mir seine politischen Überzeugungen in aller Ruhe anzuhören:

Kleinstmögliche Regierung – grösstmögliche Freiheit

«Amerika ist auf dem absteigenden Ast. Ökonomisch gesehen weht hier ein rauer Wind. Die Verbrauchermentalität nimmt überhand. CEOs internationaler Unternehmen zum Beispiel wirtschaften nicht nach den besten Interessen der Amerikaner. Sie schaffen mehr Arbeitsstellen im Ausland als im Inland. Die schwerfälligen administrativen Strukturen der öffentlichen Hand sind vor allem Selbstläufer. Sie ernähren sich selbst und wuchern wie ein Krebs. Die Regierung ist wie ein samtener Hammer (velvet hammer), der uns Stück für Stück runterzieht. Ich bin wie alle Libertarier für die kleinstmögliche Regierung – und für die grösstmögliche individuelle Freiheit. Nehmen wir das heutige Steuersystem. Es ist total falsch. Die IRS (Internal Revenue Service) ist korrupt.  Meiner Meinung nach sollten Bürger überhaupt keine Steuern zahlen müssen. Die Regierung sollte einzig eine Gewinnsteuer auf profitorientierte Unternehmen erheben.»

Teile und herrsche!

«Politik und Wirtschaft werden hier in Amerika von einem exklusiven „Old Boys Netzwerk“ gesteuert. Eine reine Form des Kapitalismus existiert bei uns längst nicht mehr. Es regiert der Crony Kapitalismus. Seit den Robber Baronen im 19. Jahrhundert sind die Verbandlungen zwischen Businessmännern und Politikern enger und enger geworden. Eine Hand wäscht die andere. Das vermeintlich demokratische Abstimmungssystem ist ein Witz: 1% haben Recht und 99% müssen dies akzeptieren.

Das amerikanische Zweiparteiensystem ist falsch und eine Falle. Divide and conquer! Teile und herrsche! Wir werden absichtlich in zwei Lager geteilt, um uns gegenseitig zu zerfetzen: Republikaner versus Demokraten, Weisse versus Immigranten, rot versus blau, Fox News versus New York Times.

Als Libertarier bin ich offen für verschiedenste politische Bewegungen – but don’t fuck with me! Lass mich in Ruhe!»

Lesen Sie im nächsten Posting warum Alex drei Feuerwaffen besitzt, welches App er für die Präsidentschaftswahlen entwickelt und wie er seine Mitmenschen zum kritischen Denken anregt.

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