Einsame Spaziergänge und atemraubende Loipen

Bernau im Schwarzwald liegt nur eine Stunde von Basel entfernt. Und wenn man sich nicht gerade zum allerersten Mal auf die Langlaufpiste wagt, kann man wunderbare Aussichten geniessen.

Das Bernauer Hochtal unter einer dicken Nebel- und Schneedecke.

(Bild: Tino Bruni)

Bernau im Schwarzwald liegt nur eine Stunde von Basel entfernt. Und wenn man sich nicht gerade zum allerersten Mal auf die Langlaufpiste wagt, kann man wunderbare Aussichten geniessen.

Gebucht hatten wir das Zimmer «Tulpe». Doch weil unser Gasthof dieses offenbar doppelt belegte, werden wir kurzerhand in die «Schwalbe» disloziert. Wir? Ein Upgrade? So lässt sich ein gelungenes Wochenende im Schwarzwald beginnen.

«Besser keine Schwarzwälder essen», warnt uns die junge Frau, während sie uns zum Zimmer führt. Am Abend wartet ein achtgängiges «Gourmet-Schlemmer-Menü» auf uns. «Mal sehen, ob Sie das schaffen.»

Doch mein Magen hat noch nie zu der Sorte gehört, die hören will. Der will fühlen. Also schlüpfen wir in unsere Winterwanderschuhe und nehmen das Bernauer Hochtal in Angriff, in der Hoffnung, später ein Stück Torte zum Zvieri verkraften zu können.

In den Landschaften des «Hühnermalers»

Das Wetter ist, wie es ist. Der Nebel liegt hoch, und es schneit, als gäbe es keinen Frühling mehr. Dafür knarrt der frisch gefallene Schnee friedlich unter unseren Sohlen, als wir zum Höhenweg über dem Dorf emporsteigen.

Von uns abgesehen, ist kaum jemand unterwegs. Auf der gegenüberliegenden Talseite, im Skigebiet «Köpfle & Spitzenberg», kämpft sich eine Handvoll Anfänger durch die Schneeflocken; in der Ferne schweigt der dunkle Wald vor sich her. Und bis ins benachbarte Riggenbach begegnen wir vor allem weiss bedeckten Fichten, Tannen sowie hin und wieder einer einsamen Buche.



Dieser Baum hat damals vielleicht dem Künstler Hans Thoma auch schon Modell gestanden.

Dieser Baum hat damals vielleicht auch schon «Deutschlands Lieblingsmaler» Modell gestanden. (Bild: Tino Bruni)

Es sind die Landschaften, aus denen die Bilder von Hans Thoma gemacht sind. Der hier in Bernau geborene Künstler schaffte es Mitte des 19. Jahrhunderts an die Grossherzogliche Akademie in Karlsruhe bis in die damalige Kulturhauptstadt Paris. Dies, obschon sich der Bauernbub an der Akademie noch zum Gespött gemacht hatte, weil er nie davon abliess, ausschliesslich seine heimatliche Lebenswelt auf die Leinwand zu bringen.

Hier aber ist man noch heute stolz auf den «Hühnermaler», wie er dort genannt wurde. So gibt es neben dem Hans-Thoma-Kunstmuseum auch eine Grundschule mit seinem Namen, einen Wanderweg und ein Denkmal im Dorf. Immerhin galt Thoma ab der Jahrhundertwende für einige Jahrzehnte als «Deutschlands beliebtester Landschafts- und Portraitmaler», wie das Museum auf seiner Webseite schreibt. Dass ihn auch die Nazis zum «urdeutschen» Maler verklärten und als solchen vereinnahmten, steht da nicht. Doch dafür kann der Thoma ja auch nichts. Er war bereits 1924 gestorben.

Schlemmen und Sport

Für den Weg zurück müssen wir der wenig märchenhaften Hauptstrasse folgen. Weil der Ortsbus just zur Kuchenzeit seine grosse Pause einlegt, bleibt uns keine andere Wahl. Für diese Schwarzwälder Torte hätte ich aber selbst einen Fussmarsch auf der Autobahn in Kauf genommen. Erst recht für jenes raffiniert servierte Menü, das uns danach den Abend versüssen sollte. Geräucherte Entenbrust, Forellensüppchen mit Lachstartar, Rinderfilet auf Gemüsebeet, hausgemachtes Ingwereis, Schokoladencreme mit Amaretto-Espresso – da bleiben keine Wünsche offen. Die Schwarzwälder davor hatte übrigens gerade noch so Platz.

Die abends getankte Energie werden wir am zweiten Tag trotz erneut ausgiebigem Frühstück fast auf einen Schlag wieder los. Die Bemerkung im Sportgeschäft, Einsteigern wie mir würde man eigentlich eher klassische Langlaufskier empfehlen, wische ich mit helvetischem Starrsinn vom Tisch: «Wir sind eine Skination, verdammt, also her mit den Skating-Latten!» – was ich noch bereuen sollte.

Während mein Puls längst schon auf dem Gipfel angekommen ist, keuche ich mir noch immer am unteren Fusse des Hügels die Lunge aus dem Leib, als müsste ich rund eine Dekade versäumter Sporttätigkeit komprimiert in läppischen fünf Kilometern Langlauf nachholen. Nach zwei Runden habe ich das Ziel erreicht: Der Kopf ist leer und ich physisch am Ende. So lässt sich ein gelungener Aufenthalt im Schwarzwald beenden.



Der Schwarzwald macht seinem Namen wieder einmal alle Ehre.

Der Schwarzwald macht seinem Namen wieder einmal alle Ehre. (Bild: Tino Bruni)

  • Anfahren: Mit dem Auto ist man ab Basel in gut einer Stunde in Bernau im Schwarzwald. Mit dem öffentlichen Verkehr kann mans in zweieinhalb Stunden schaffen.
  • Ausspannen: Rustikale Möbel im Zimmer, Hausgemachtes und Regionales auf dem Teller, so mags der Chef des Gasthofs Bergblick. Pssst!, ein Geheimtipp.
  • Abschwitzen: In Bernau kann sich der Wintersportler austoben. Die Gegend gehört zu den drei grossen nordischen Zentren des Schwarzwalds. Die Loipen sind gratis und die Latten günstig zu mieten (ab 13 Euro pro Tag).

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