Das einzige Frauengefängnis der Deutschschweiz soll einen neuen Standort erhalten: Der Berner Regierungsrat will die Anstalten Hindelbank aufgeben und stattdessen einen Neubau in Witzwil im Seeland erstellen.
Diesen Grundsatzentscheid hat die Kantonsregierung am Mittwoch gefällt. Sie kam zum Schluss, dass die notwendige Sanierung der gut 50-jährigen Gebäude in Hindelbank einige Schwierigkeiten mit sich brächte. So seien die Raum- und Landverhältnisse eng, und der Bau müsste unter laufendem Betrieb erfolgen.
Als Alternative biete sich ein Neubau „auf der grünen Wiese“ an: In Witzwil gehöre dem Kanton ein geeignetes Grundstück. Was ein Neubau genau kostet, ist Gegenstand der Abklärungen, wie Berns Polizeidirektor Hans-Jürg Käser auf Anfrage sagte. Die Regierung gehe von 140 bis 150 Millionen Franken aus – „plusminus 25 Prozent“.
Dass sich in unmittelbarer Nähe des geplanten Neubaus bereits eine Justizvollzugsanstalt für Männer befindet, sei bei der Entscheidfindung eher als Vorteil gewertet worden, sagte Käser. Schliesslich seien dadurch Synergien zwischen den beiden Anstalten denkbar, zum Beispiel im Bereich der Verpflegung.
In Hindelbank gibt es 107 Plätze für straffällige Frauen, die in den Kantonen des Konkordats der Nordwest- und Innerschweiz verurteilt wurden. Die zum Teil prekären Verhältnisse gaben schon öfter zu reden. Die Grösse mancher Zellen erfüllten die Richtlinien gemäss Europäischer Menschenrechtskonvention nicht, wurde moniert.
Der Standort Hindelbank hat eine lange Tradition als Frauenanstalt. Das 1725 fertiggestellte Schloss wurde 1866 vom Staat Bern erworben und diente danach als Armenanstalt für Frauen, später als „Zwangsarbeitsanstalt für Weiber“. Die Annexgebäude wurden ab der Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut.