Das Südpolarmeer ist im Lauf der letzten Jahrzehnte immer weniger salzig geworden – was sich auf das globale Klima auswirken könnte. Forschende der ETH Zürich berichten, dass der verstärkte Transport von Meereis durch Winde für die «Versüssung» verantwortlich ist.
Während das Meereis der Arktis seit Jahrzehnten abnimmt, bedeckt das der Antarktis eine immer grössere Fläche. Hauptgrund dafür ist, dass das Meereis durch zunehmend starke wehende Winde von der Antarktisküste nach Norden transportiert wird.
Ein Forscherteam um Alexander Haumann von der ETH Zürich berichtet nun mit deutschen Kollegen im Fachjournal «Nature», dass dieser verstärkte Meereis-Transport die Hauptursache für ein bisher ungeklärtes Phänomen ist: den sinkende Salzgehalt im Südpolarmeer.
Bisher ging man davon aus, dass die «Versüssung» auf vermehrte Niederschläge zurückzuführen sei. Laut Modellrechnungen reichten die Niederschlagsmengen jedoch nicht aus, um den sinkenden Salzgehalt zu erklären.
Transport in gefrorenem Zustand
Das Antarktische Meereis bildet sich mehrheitlich in Küstennähe. Das Salz bleibt dabei im Meerwasser zurück. Das Eis wird dann durch Winde transportiert und schmilzt weit draussen auf offenem Meer, wobei kaltes Süsswasser freigegeben wird, schrieb die ETH Zürich am Mittwoch in einer Mitteilung. Die Schmelzzone liegt etwa bei 60 Grad südlicher Breite.
Laut den Berechnungen der Forschenden hat dieser Transport von Süsswasser in Form von Meereis zwischen 1982 und 2008 um bis zu 20 Prozent zugenommen. Im gleichen Zeitraum hat der Salzgehalt des Meerwassers in der Schmelzzone stetig abgenommen, alle zehn Jahre um 0,02 Gramm pro Kilogramm Meerwasser, so die Mitteilung.
Diese «Versüssung» des Meerwassers wirke sich ausserdem auf die Schichtung der Wassermassen im Meer aus. Wasser mit geringem Salzgehalt ist leichter und schwimmt oben. Salzhaltigeres Wasser bleibt dadurch vermehrt in tieferen Schichten und die gesamte Schichtung werde stabiler. Das beeinflusst wiederum, wie das Südpolarmeer mit der Atmosphäre Klimagase wie CO2 und Wärme austauscht.
Folgen für das globale Klima
Das Südpolarmeer spielt eine bedeutende Rolle für das globale Klima und den Klimawandel: Klimastudien zeigen, dass dieser Ozean rund drei Viertel der zusätzlichen Wärme aufgenommen hat. Ausserdem hat das Südpolarmeer die Hälfte der von den Weltmeeren aufgenommenen Kohlendioxid-Gesamtmenge geschluckt. Die zunehmend stabilere Schichtung der Wassermassen dieses Meeres könnte dazu führen, dass es weniger Wärme, aber mehr CO2 speichert.
«Bis jetzt haben wir dem Meereis in der Arktis viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, da es dramatisch abnimmt. Die Veränderungen in der Antarktis könnten aber auf lange Sicht wesentlich bedeutender für unser Klima sein, da sie den Wärme- und Kohlenstoffhaushalt der Erde wesentlich beeinflussen», liess sich Haumann in der Mitteilung zitieren.
Noch unklar ist allerdings, ob die zunehmend starken Winde, die den Meereis-Transport antreiben, Folge des menschgemachten Klimawandels sind oder ob es sich um natürliche Schwankungen handelt.