Einer der umstrittensten Politiker der Westschweiz hat seine Hausmacht verloren: Nachdem das Mouvement Citoyens Genevois seinen Gründer Eric Stauffer nicht nochmals zum Präsidenten wählte, tritt er aus der Bewegung aus und reisst dabei alle Brücken hinter sich ab.
Mit seiner Karriere ging es seit längerer Zeit nur noch abwärts. Eric Stauffer flog im Mai 2015 aus der Exekutive der Genfer Stadt Onex. Bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober kandidierte er für den Ständerat, fuhr aber ein miserables Ergebnis ein.
Trotz dieser Rückschläge wollte Stauffer nochmals die Zügel der Bürgerbewegung MCG in die Hand nehmen. Der Ehrenpräsident stellte sich zur Wahl für die Nachfolge des abtretenden Parteipräsidenten und Nationalrats Roger Golay.
Er wollte noch für ein Jahr den MCG führen, um die nächste Generation an diese Aufgabe heranzuführen. Das verwehrte ihm die MCG-Generalversammlung am Freitag und wählte bei nur einer Stimme Vorsprung Ana Roch an die Spitze der Bewegung.
Sofort nach dieser Wahlschlappe verkündete Stauffer das Ende seiner politischen Karriere. Das wiederum verstand die neue Präsidentin nicht, die den bitteren Abgang bedauerte. Der Parteigründer habe seinen Platz in der Bewegung, aber «das MCG ist nicht Eric Stauffer», sagte die 43-Jährige, die im Parlament der Stadt Vernier sitzt.
Schlammschlacht nach Generalversammlung
Für den hitzköpfigen MCG-Gründer war die Affäre damit nicht erledigt. Er warf der Parteiführung Unregelmässigkeiten bei der Organisation der Generalversammlung vor. Es seien nicht alle Personen eingeladen worden.
Danach zog er gar das einzige Mitglied des MCG in der Genfer Kantonsregierung, Mauro Poggia, in den Strudel hinein. Dieser akzeptiere nicht, was vorgefallen sei, gab Stauffer noch am Mittwoch in einem Interview mit der Zeitung «Le Temps» an.
Auch dieses letzte Aufbäumen fruchtete nicht, worauf Stauffer am Mittwoch den Austritt aus dem MCG ankündigte. Er wolle als parteiloser Grossrat noch an der Sitzung vom 12. Mai teilnehmen, hielt Stauffer in einem Schreiben an das Büro des Genfer Grossen Rates fest, das der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
Er verlangte, zwischen der SVP und der FDP platziert zu werden und nicht mehr beim MCG. Bei der Sitzung vom 12. Mai dürfte er noch einmal das Wort ergreifen.
Aus dem Nichts zur zweitstärksten Kraft
Stauffer hatte das MCG seit der Gründung 2005 zu respektablen Erfolgen geführt. Mit 20 Sitzen ist das MCG hinter der FDP mittlerweile zweitstärkste Kraft im Kantonsparlament. Die Politik der Bewegung richtet sich vor allem gegen Grenzgänger aus Frankreich.
Allerdings wurde das rechtspopulistische MCG im bürgerlichen Lager in Genf stets gemieden. Unvergessen blieben die Eskapaden Stauffers wie der Wurf eines Wasserglases im Grossen Rat gegen einen FDP-Politiker oder ein provokatives Wahlplakat gegen Grenzgänger.
Eine Genferei nach der anderen
Im Oktober 2014 musste Stauffer nach einem Wutausbruch sogar von der Polizei aus dem Grossratssaal hinausbegleitet werden. Erst im Juni 2015 erhielt er als zweifelhafte Auszeichnung eine goldene Genferei für sein «Gesamtwerk».
Als Genfereien werden Skandale bezeichnet, die zwar ans Lächerliche grenzen, aber mit einer gewissen Regelmässigkeit die Genfer Politik erschüttern – das gelang Stauffer tatsächlich immer wieder. Ob es nach dem spektakulären Abgang wirklich ruhiger um ihn wird, bleibt abzuwarten.