Der schwedische Haushaltgeräte-Hersteller Electrolux will seine Fabrik im glarnerischen Schwanden schliessen. Die Produktion dort sei zu teuer. 120 Vollzeitstellen gehen vermutlich bis Ende nächsten Jahres verloren.
Electrolux informierte am Montag die Mitarbeitenden, deren Vertretungen sowie die Behörden über die geplante Werkschliessung. Zudem sollen Gespräche über einen Sozialplan für die 120 betroffenen Angestellten geführt werden.
Die Werkschliessung im Glarnerland könnte bis Ende nächsten Jahres vollzogen sein. Der schwedische Konzern hatte bereits Ende 2012 einen Arbeitsplatzabbau am Standort Schwanden vorgenommen.
Keine Veränderung wird es im Elektrolux-Werk in Sursee im Kanton Luzern geben. Dort werden werden Küchen und Geräte für den professionellen Gebrauch hergestellt.
Nicht mehr wirtschaftlich
Das Markt- und Wettbewerbsumfeld in Europa und der Schweiz seien extrem herausfordernd, schrieb Electrolux am Montag. Deshalb sei die Gruppe zum Schluss gekommen, dass die Produktion in Schwanden in Zukunft nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könne.
Vorgesehen war eigentlich, im Kanton Glarus ein neues Sortiment für die anspruchvollsten Kunden zu fertigen. Aufgrund des Marktumfeldes verzichtet Electrolux nun auf diese Produktegruppe.
Laut Electrolux schrumpft der europäische Markt. Seit 2007 seien die ausgelieferten Stückzahlen um 15 Prozent gesunken. Innerhalb der Branche und auch innerhalb der Electrolux-Gruppe bestünden grosse Überkapazitäten in der Fabrikation.
Die Fabrikschliessung in Schwanden ist denn auch Teil eines grösseren Sparprogramms, mit der Electrolux die Profitabilität des Europageschäfts langfristig wiederherstellen und sichern will. In einem Kommentar zu den am Montag veröffentlichten Quartalszahlen bezeichnet Electrolux-Konzernchef Keith McLoughlin die Reduktion der Produktionskapazität als die finalen Massnahmen des Sparprogramms.
Swissness-Vorschriften mit negativen Folgen
Für die Fabrik in Schwanden zusätzlich negativ ausgewirkt haben sich offenbar die verschärften Swissness-Bestimmungen. In Schwanden hergestellte Produkte dürfen laut Electrolux das wichtige Label «Swiss Made» nicht mehr tragen. Die Vorschriften verlangten, dass ein bedeutender Anteil der Herstellungskosten in der Schweiz anfalle. Die Produktion in Schwanden könne diese Anforderung nicht mehr erfüllen.
Laut der Gewerkschaft Syna hat die Electrolux-Geschäftsleitung missbräuchlich gehandelt und gegen das Recht auf Zeit und auf Information im Schweizer Obligationenrecht verstossen. Electrolux habe es nämlich unterlassen, vor einer angedachten Firmenschliessung erst die Mitarbeitenden zu informieren und dann ein Konsultationsverfahren durchzuführen.
Electrolux wiederum weist diese Vorwürfe zurück. «Das Informationsverhalten von Electrolux ist rechtlich korrekt», schreibt das Unternehmen in einer Reaktion.
Nach der Vorinformation der Arbeitnehmervertretung seien die Mitarbeitenden über das Vorhaben informiert worden. Gleichzeitig sei das rechtlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren eröffnet worden. Dieses dauert bis zum 26. November 2014. Damit entspreche Electrolux allen rechtlichen Anforderungen.
Die Gewerkschaft verwies in ihrer Mitteilung vom Montag darauf hin, dass seit 2008 in Schwanden bereits die Hälfte aller Arbeitsplätze abgebaut worden seien. Die heutige Hiobsbotschaft treffe die verbliebenen 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.