Elefantenbullen kommunizieren nur Wichtiges

Elefantenbullen galten lange als Einzelgänger und schweigsam. Forscher in Wien berichten nun, dass sie auch kommunizieren – aber weniger als die Weibchen und auch nur, wenn es von Bedeutung ist.

Wiener Forschende haben die extrem tiefen «Rumble»-Laute von Elefantenbullen aufgezeichnet und analysiert. (Bild: sda)

Elefantenbullen galten lange als Einzelgänger und schweigsam. Forscher in Wien berichten nun, dass sie auch kommunizieren – aber weniger als die Weibchen und auch nur, wenn es von Bedeutung ist.

Bei Aufregung «trompeten» Elefanten mit ihrem Rüssel. Neben diesen hochfrequenten Lautäusserungen zählen auch tieffrequente und mittels Kehlkopf erzeugte «Rumble»-Laute zu den Hauptkommunikationsmitteln der Dickhäuter. Damit halten Elefanten einer Herde oder Familie, etwa während einer Wanderung, ständig Kontakt oder kommunizieren mit anderen Gruppen.

Bei der Erforschung der Lautkommunikation hat man sich bisher aber vor allem auf die Weibchen, die in solchen sozialen Herden leben, konzentriert.

Von den Männchen kannte man nur jene «Rumble»-Laute, die sie im hocherregten, «Musth» genannten Zustand mit hohem Testosteronspiegel ausstossen, vergleichbar mit dem Röhren der Hirsche in der Brunft, sagte Angela Stöger vom Departement für Kognitionsbiologie der Universität Wien gegenüber der Nachrichtenagentur APA.

«Rumblen» kommuniziert Reife

Die Wissenschaftlerin hat mit ihrem Kollegen Anton Baotic in einem Schutzgebiet in Südafrika die Laute von zehn Elefantenbullen aufgenommen und analysiert, und zwar ausserhalb der «Musth», wenn sie sozial interagieren. Von ihren Ergebnissen berichten die Forschenden im Fachjournal «Scientific Reports».

Dabei zeigte sich, dass die Männchen nicht nur schweigen. Sie vokalisieren zwar weniger als die Weibchen – wenn sie aber etwas zu «sagen» haben, «dann hat das wirklich Bedeutung», so Stöger. Sie kommunizieren durch die «Rumble»-Laute nicht nur ihren hormonellen Zustand, wie Forscher anhand von Kotproben feststellen konnten, sondern auch ihre Reife, also Grösse und Alter.

Weil die Elefanten mit ihrem Rüssel über den längsten Vokaltrakt aller Landsäugetiere verfügen – bei älteren Bullen mit einer Schulterhöhe von 3,40 Metern kann dieser über drei Meter lang sein -, seien auch die Resonanzfrequenzen entsprechend tief, erklärte die Forscherin.

Weil diese Frequenzen von der Länge des Vokaltrakts abhängen, übermitteln die Elefanten damit Informationen über ihre Grösse und Alter. «Dass ein längerer Vokaltrakt tiefere ‚Rumbles‘ erzeugt, war zu erwarten, aber dass wir das so gut klassifizieren konnten, hat uns überrascht», so Stöger.

Unhörbar für Menschenohren

Die Bullen kommunizieren mit einer Grundschwingung von acht bis zehn Hertz, also doppelt so tief wie die Weibchen (16 Hertz) und unhörbar für das menschliche Ohr. Deshalb mussten die Forscher spezielle, auf den Infraschallbereich ausgelegte Mikrofone und Schallvisualisierungs-Software verwenden.

Die Männchen verlassen im Schnitt mit rund 14 Jahren ihre Familie und leben entweder als Einzelgänger oder – wenn sie gerade nicht mit der Paarung beschäftigt sind – in lockeren Sozialverbänden. Die «Rumble»-Laute sind also nicht nur in der Paarungszeit für die Weibchen wichtig, sondern auch im Sozialsystem der Männchen. Die Geschlechtsgenossen können damit andere Männchen erkennen und einschätzen, so Stöger.

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