Wegen Unterstützung des Terrorismus sind zwei schwedische Journalisten in Äthiopien zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Addis Abeba entschied am Dienstag auf „strengen Freiheitsentzug“ für die beiden Europäer.
Johan Persson und Martin Schibbye waren den Behörden zufolge von der Ogaden National Liberation Front (ONLF) von London via Kenia und Somalia nach Äthiopien gebracht worden. Äthiopien betrachtet die ONLF als Terrorgruppe.
Die beiden Verurteilten nahmen das Urteil regungslos zur Kenntnis. Ihr Anwalt kündigte an, noch diese Woche entscheiden zu wollen, ob Rechtsmittel eingelegt werden sollten.
In der somalischen Region im Osten Äthiopiens waren die Schweden im Sommer verhaftet worden. Die beiden Journalisten haben eingeräumt, illegal eingereist zu sein, alle anderen Vorwürfe aber zurückgewiesen.
Beim Schuldspruch, der bereits vor einer Woche erging, urteilte das Gericht jedoch, es sei „sehr unwahrscheinlich“, dass die beiden Reporter gemeinsam mit bewaffneten Rebellen ins Land gekommen seien, um lediglich zu recherchieren.
Politisches Urteil
Ihr Anwalt Thomas Olsson sagte im Radiosender SR zum harten Strafmass, es sei „politisch bestimmt“, um andere Journalisten abzuschrecken. Schwedens Journalistenverband forderte die Regierung von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt auf, „kraftvoll politisch zu agieren“, um die schnelle Freilassung der Journalisten zu erreichen.
Ein Regierungssprecher eklärte, man sei bereits „auf hoher diplomatischer Ebene“ in Kontakt mit den äthiopischen Behörden. In den vorangegangenen Monaten hatte es in der Öffentlichkeit Kritik am zurückhaltenden Auftreten von Aussenminister Carl Bildt nach der Festnahme von Schibbye und Persson gegeben.
Recherchen über schwedisches Unternehmen
Die beiden wollten nach eigenen Angaben in der Ogaden-Provinz nicht zuletzt über die Rolle des schwedischen Energieunternehmens Lundin Petroleum recherchieren, bei dem Bildt bis 2006 dem Aufsichtsrat angehörte hatte. Lundin war in Äthiopien bei der Suche nach Öl nach eigenen Angaben von 2006 bis 2009 aktiv.
Der schwedische Journalistenverband nannte das Urteil politisch bedingt. Es gebe keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten. Äthiopien wolle offenbar Reporter davon abhalten, zu mutmasslichen Menschenrechtsverletzungen in der Ogaden-Region zu recherchieren.