Sie begleitet die Künstler auf der Geige und am Flügel. In der Pause gibt sie Autogramme. Alma Deutscher ist elf Jahre alt. Und hat – wohl als erstes Kind seit Mozart – eine Oper komponiert. Am Donnerstag war die deutschsprachige Erstaufführung in Wien.
Als das Wiener Oh!pera-Orchester unter der Leitung des brasilianischen Dirigenten Vinicius Kattah die ersten Takte der Oper «Cinderella» spielt, denken viele an eine Zahl: Elf! Elf Jahre ist die britische Komponistin Alma Deutscher alt, die das Märchen in eine zweieinhalbstündige Oper verwandelt hat.
237 Seiten umfasst die Partitur. Mehr als 20 Szenen hat sich das schon als Wunderkind bezeichnete Mädchen teils neu ausgedacht, um die Liebesgeschichte zwischen dem unscheinbaren Aschenputtel und dem Prinzen zu erzählen.
Die 300 Zuschauer im Casino Baumgarten, einem Kulturzentrum am Rande Wiens, waren am Donnerstagabend begeistert. Deutscher, der die Melodien nur so zufliegen, wie sie selbst sagt, hat sehr eingängige und stimmige musikalische Motive gefunden, teils fröhlich, teils dramatisch, teils elegisch. Die Schirmherrschaft über das Ereignis hatte Maestro Zubin Mehta übernommen.
Aschenputtel als Komponistin
Im roten Kleid tritt Alma selber an diesem Abend auf, begleitet barfuss auf der Violine spielend ihr Alter Ego Cinderella (Theresa Krügl). In Deutschers Fassung ist Aschenputtel, wie sie selbst, eine Komponistin. Die böse Stiefmutter (Catarina Coresi) und ihre beiden eher lachhaft dummen als bösen Töchter Zibaldona und Griselda sind Sängerinnen in einem Opernhaus.
Und weil Deutscher die Sache mit dem Schuh immer schon unglaubwürdig fand, ist nicht der verlorene Treter das Erkennungszeichen für den Prinzen, sondern eine Liedzeile.
Das erst 2014 gegründete und auf Opern spezialisierte Oh!pera-Ensemble hatte den Zuschlag für die Zusammenarbeit mit Deutscher bekommen. Die Wahl des Ortes traf die Elfjährige: «Ihr haben die roten Vorhänge im Saal so gut gefallen», so eine Oh!pera-Sprecherin.