Elysée-Palast versteigert in Paris Raritäten aus seinem Weinkeller

Rund 1200 Weinflaschen aus dem Keller des französischen Präsidentenpalastes werden am Donnerstagabend und Freitag in Paris versteigert. Mit der Versteigerung – einer Premiere in der Geschichte des Elysée-Palastes – sollen die Weinbestände erneuert werden.

Einige der Gaumenkitzler, die unter den Hammer kommen (Bild: sda)

Rund 1200 Weinflaschen aus dem Keller des französischen Präsidentenpalastes werden am Donnerstagabend und Freitag in Paris versteigert. Mit der Versteigerung – einer Premiere in der Geschichte des Elysée-Palastes – sollen die Weinbestände erneuert werden.

Über sechs Jahrzehnte haben die Mundschenke im französischen Präsidialamt edle Weine angekauft. Gelagert wurden sie im hauseigenen Keller, den der damalige Präsident Vincent Auriol im Jahre 1947 anlegen liess. Kenner aus aller Welt haben nun Gelegenheit, eine besonders gute oder seltene Flasche zu ersteigern.

Angeboten werden bei der Versteigerung im Pariser Auktionshaus Drouot Weinflaschen aus unterschiedlichen Anbaugebieten – knapp ein Zehntel des gesamten Weinbestandes im Elysée-Keller. Die Regionen Bordeaux und Bourgogne (Burgund) sind besonders gut vertreten, es gibt aber auch Weine aus dem Elsass, dem Loire-Gebiet und dem Rhône-Tal.

Mit der Versteigerung will der Elysée-Palast gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen sollen die Bestände erneuert und preiswertere Weine nachgekauft werden; zum anderen soll die klamme französische Staatskasse mit dem Überschuss etwas aufgefüllt werden.

Preise bis 2500 Euro pro Flasche erwartet

Die Schätzpreise liegen nach Angaben der Auktionatorin Ghislaine Kapandji zwischen 20 und 2500 Euro pro Flasche. Sie basierten auf den gegenwärtigen Marktpreisen. Nicht eingerechnet sei dabei aber der symbolische Wert durch die aussergewöhnliche Herkunft der Weine.

Die Preise könnten bei der Versteigerung durchaus in die Höhe schnellen, meint Kapandji. Schliesslich seien alle der angebotenen Tropfen am Tisch französischer Präsidenten serviert worden. Und einige hätten «grosse Momente der Fünften Republik begleitet», heisst es in einer Mitteilung des Versteigerungshauses.

«Dieser Verkauf ist sehr symbolträchtig», betont Kapandji. Ein Etikett «Palais de l’Elysée» auf den Flaschen zeuge von der ungewöhnlichen Herkunft der Weine.

Die Flaschen, darunter auch einige mit Cognac, wurden bereits vor einigen Wochen aus dem Elysée-Palast im Herzen von Paris in einen Weinkeller am Rande der französischen Hauptstadt gebracht. Dort wurden sie Dienstag und Mittwoch ausgestellt, am Donnerstagabend sollte die Versteigerung beginnen und bis Freitag gehen. Die Vorausstellung habe Journalisten aus aller Welt angezogen, Sommeliers grosser Restaurants, Weinhändler aus dem In- und Ausland sowie Schaulustige, berichtet der Experte Ambroise de Montigny.

Angebote aus der ganzen Welt

Im Vorfeld der Versteigerung wurden nach Angaben Kapandjis bereits einige Angebote eingereicht und zahlreiche Telefonleitungen reserviert. Interessenten hätten sich aus ganz Europa gemeldet, aus den Vereinigten Staaten, China, Japan und Russland. Unter ihnen seien Weinhändler und Gastwirte, aber auch private Liebhaber edler Tropfen.

Der älteste Wein im Verkaufskatalog ist ein Château Latour aus dem Jahr 1936, der 1997 neu abgefüllt wurde. Ein anderer Château Latour aus dem Jahre 1961 gehört mit einem Schätzpreis zwischen 2000 und 2200 Euro zu den teuersten Tropfen. Spitzenreiter ist ein Pétrus Jahrgang 1990 aus dem Weinanbaugebiet Pomerol bei Bordeaux, der auf 2200 bis 2500 Euro geschätzt wurde.

Gute Preise erwartet die Auktion auch von Romanée-Weinen Jahrgang 1985 aus dem Burgund. Diese Tropfen seien besonders gefragt, weil sie aus dem kleinsten französischen Weinanbaugebiet mit der geschützten Herkunftsbezeichnung (AOC) stammten.

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