Emmi sucht im Kampf gegen den starken Franken nach neuen Ideen

Der grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi leidet im Auslandgeschäft unter der Frankenstärke und im Inland unter dem Einkaufstourismus. Doch die Not macht auch erfinderisch.

Emmi-Chef Urs Riedener muss sparen und will erfinderisch bleiben (Bild: sda)

Der grösste Schweizer Milchverarbeiter Emmi leidet im Auslandgeschäft unter der Frankenstärke und im Inland unter dem Einkaufstourismus. Doch die Not macht auch erfinderisch.

Emmi-Chef Urs Riedener tüftelt wegen des Wettbewerbsdrucks an neuen Produkten. Spruchreif sind die Innovationen noch nicht. Doch interessant sei etwa der «Unterwegskonsum», sagt Riedener im Interview mit der SonntagsZeitung. Auch Nahrungsmittel im Gesundheitsbereich sind für Emmi eine Möglichkeit, die Palette zu erweitern. «Und es braucht neue Konzepte für bekannte Produkte. Warum Fondue nur als Hauptmahlzeit und nicht als Apéro geniessen?», sagt Riedener.

Ein Fazit zur Entwicklung des aktuellen Geschäfts nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zieht er noch nicht. Der schwache Euro werde im Gesamtjahr sicher zwei bis drei Prozent Umsatz kosten.

Emmi hat unmittelbar nach der Aufhebung im Januar die Preise der Exportprodukte im Euroraum erhöht. «Wir wussten, dass das die Nachfrage dämpfen würde, und nun ist das eingetreten», sagt er.

Allerdings reagieren die Konsumenten unterschiedlich: Bei teuren, exklusiven Produkten, sogenannten Premiumprodukten, weichen Kunden oftmals nicht so schnell auf günstigere Produkte aus. «Bei schwer differenzierbaren Produkten, etwa dem Emmentaler, zu dem es günstigere Alternativen gibt, sehen wir deutliche Rückgänge», sagt er.

Kampf um den Emmentaler

Der Rückgang des klassischen Emmentalers aus der Schweiz zeigte sich bereits in der im Juni veröffentlichten Milchmarkt-Statistik. «Wir wissen noch nicht, ob das die neue Realität ist», sagt Riedener. In Ländern wie Frankreich, die selbst über eine eigene Käsetradition verfügen, drohe wegen der Preiserhöhungen die Auslistung, also der Rauswurf auf dem Sortiment im Detailhandel. «In Südfrankreich finden Sie heute im Supermarkt keinen einzigen Schweizer Käse mehr», sagt Riedener.

Kaum zu schaffen macht Emmi aber die Situation in Griechenland. Das Exportgeschäft sei klein und die Handelspartner stabil.

In der Schweiz leidet Emmi unter dem Einkaufstourismus, mehr noch als unter der Konkurrenz europäischer Anbieter wie etwa der französischen Danone.

Massnahmen zur Effizienzsteigerung sind eingeleitet. Mitarbeiter werden beispielsweise an andere Unternehmen ausgeliehen. Stellenabbau sei kein Thema, hingegen gilt ein Einstellungsstopp.

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